Allan Rogers bewegte sich mit bedächtiger Sorgfalt in seinem kleinen Schlafzimmer und plusterte die Kissen auf seinem ordentlich gemachten Bett auf. Draußen brach die Nacht schnell herein, und der Wetterbericht kündigte einen heftigen Schneesturm an. Er fühlte sich erleichtert bei dem Gedanken, sich früh zurückzuziehen, sicher unter kuscheligen Decken. Die Wärme lockte.

Er wandte sich zum Fenster und bemerkte eine undeutliche Gestalt, die in der Nähe der schlafenden Rosensträucher raschelte. Zunächst nahm er an, dass es ein Eichhörnchen war, das nach Essensresten suchte, doch irgendetwas an seiner Stille beunruhigte ihn. Mit einem schwachen Achselzucken beschloss er, dass es wahrscheinlich nichts war, und ging wieder hinein. Ganz leise.

Gerade als Allan sich darauf vorbereitete, ins Bett zu sinken, schreckte ihn das scharfe Klingeln der Türklingel auf. Beunruhigt über den späten Besuch schlurfte er zur Tür, um sie zu öffnen. Da stand die junge Tochter seines Nachbarn, die Wangen von der Kälte gerötet, die Augen voller Sorge, während sie flach einatmete und zitterte.

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“Mr. Rogers”, begann sie mit zittriger Stimme, “ich glaube, da ist etwas an Ihrem Zaun. Es liegt schon den ganzen Tag da, und es sieht nicht gut aus.” Obwohl er müde war und sich vor dem Sturm fürchtete, bedankte sich Allan schnell bei ihr und machte sich auf den Weg nach draußen, um die Anomalie zu untersuchen.

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Allan Rogers wohnte seit fast vierzig Jahren in demselben Haus, lange genug, um jedes Knarren in den Holzböden und jeden Luftzug zu kennen, der durch die alternden Fensterscheiben drang. Die Winter in Berkshire waren schon immer hart gewesen, aber jetzt, wo er allein lebte, fühlten sie sich noch kälter an.

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Helen war seit zehn Jahren fort, und obwohl er sich an die Einsamkeit gewöhnt hatte, sorgten Nächte wie diese – wenn der Wind heulte und das Haus sich zu still anfühlte – dafür, dass sich die Einsamkeit noch tiefer in seinen Knochen festsetzte.

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Seine Tage folgten einem vorhersehbaren Rhythmus, der eher aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit entstand. Morgens las er am Küchentisch die Zeitung, nachmittags erledigte er kleinere Hausarbeiten oder kümmerte sich um die Vogelfutterstelle im Garten.

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Abends schaute er die Nachrichten und hörte halb zu, als der Nachrichtensprecher von einer weiteren Sturmfront berichtete, die über Neuengland hinwegfegte. Der Wetterbericht hatte für heute Abend heftigen Schneefall vorhergesagt, aber Allan hatte sich wie immer vorbereitet.

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Am Kamin stapelte sich Brennholz, auf der Couch lagen zusätzliche Decken, und in den Schränken befanden sich genügend Lebensmittel für eine ganze Woche. Als alles in Ordnung war, machte er sich auf den Weg nach oben und genoss den Gedanken an eine frühe Nacht.

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Je älter er wurde, desto mehr schätzte er den Schlaf – vor allem, wenn er nichts anderes zu tun hatte, als darauf zu warten, dass der Sturm vorüberzog. Er löschte das Licht im Wohnzimmer und warf einen letzten Blick aus dem Fenster, um zu beobachten, wie der Wind an Fahrt gewann und Böen über den gefrorenen Rasen wirbelte.

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Gerade als er nach dem Geländer griff, durchbrach das plötzliche Läuten der Türklingel die Stille. Allans Herz gab einen erschrockenen Ruck. Es war Monate her, dass jemand unangemeldet vorbeigekommen war, und das zu dieser Stunde?

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Sein erster Gedanke war Ärger – ein Unfall auf der Straße vielleicht, oder ein Stromausfall in der Nachbarschaft. Er schlurfte zur Tür, seine Gelenke waren steif von der Kälte. Durch das Guckloch entdeckte er eine kleine Gestalt, die in einen dicken Mantel gehüllt war und den Hut tief über die Ohren gezogen hatte. Ein Kind. Die Tochter seines Nachbarn.

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Er riss die Tür auf und stemmte sich gegen den scharfen Windstoß, der hereinwehte. Das Mädchen – Madeline, wie er sich erinnerte – stand auf seiner Veranda, die Wangen rosig von der Kälte, ihr Atem dampfte in der Luft. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und als sie sprach, lag eine gewisse Dringlichkeit in ihrer kleinen Stimme. “Mr. Rogers”, sagte sie, kaum lauter als der Wind. “Da ist etwas im Schnee. Es bewegt sich.”

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Allan runzelte die Stirn und blickte an ihr vorbei in den Hof. Der Schein der Straßenlaterne reichte kaum über den Zaun hinaus, aber in dem schwachen Licht konnte er gerade noch eine kleine, undeutliche Gestalt erkennen, die halb im Schnee bei den Büschen vergraben war.

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Ein Tier, vielleicht. Oder etwas anderes. Sein Magen zog sich vor Unbehagen zusammen. “Bist du sicher, dass es noch da ist?”, fragte er. Madeline nickte. Nachdem er sich bedankt und sie nach Hause geschickt hatte, schnappte sich Allan seinen Mantel und schielte durch das vereiste Fenster, um die Gestalt zu erkennen, die Madeline gesehen hatte.

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Der Schein der Straßenlaterne reichte kaum bis an den Rand des Hofes, und der Schnee ließ alles zu einer unförmigen weißen Masse verschwimmen. Er suchte den Boden in der Nähe des Zauns ab, aber der Wind verschob die Verwehungen immer wieder, so dass es schwer zu sagen war, ob dort wirklich etwas zu sehen war – oder ob seine Augen ihm einen Streich spielten.

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Eine scharfe Böe ließ die Fensterscheibe klirren, und ein tieferes Unbehagen machte sich in seiner Brust breit. Wenn es ein lebendes Wesen war, hätte es sich schon längst bewegen müssen. Aber wenn es tot war, hätten Aasfresser es dann nicht schon bemerkt? Füchse, Kojoten, sogar Eulen – Raubtiere lauerten in der Wildnis jenseits der Stadt, besonders im Winter, wenn die Nahrung knapp war.

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Wenn er unbewaffnet nach draußen ging, war er vielleicht nicht der Einzige, der nachsah, was da draußen im Schnee lag. Mit diesem Gedanken wandte er sich vom Fenster ab und griff nach dem Hammer, den er unter dem Waschbecken aufbewahrte. Es war nicht viel, aber er war solide und schwer genug, um alles abzuwehren, was ihm zu nahe kam.

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Er überprüfte noch einmal die Schlösser, bevor er sich seinen dicksten Mantel und seinen Schal überzog, und atmete tief durch. Der Sturm wurde immer schlimmer, aber er konnte den Knoten in seinem Bauch nicht ignorieren, der ihm sagte, dass etwas nicht stimmte.

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Als er nach draußen trat, traf ihn die Kälte wie eine massive Wand, die ihm den Atem aus den Lungen raubte. Der Wind heulte durch die Bäume und trug das unheimliche Knarren der gefrorenen Äste mit sich. Er umklammerte den Hammer fester, schaltete die Taschenlampe ein und ließ den Strahl über den Hof schweifen.

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Die eisige Luft vernebelte ihm den Atem, als er sich vorsichtig auf den Zaun zubewegte und seine Augen auf die Schatten richtete, wo etwas – oder jemand – ihn beobachten könnte. Zuerst sah er nichts als schneebedeckten Boden.

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Doch als er näher kam, konnte er mit dem Strahl der Taschenlampe etwas ausmachen, das gerade noch aus dem Schneetreiben herausschaute – eine kleine, runde Form, die sich so perfekt in die weiße Landschaft einfügte, dass man sie vielleicht ganz übersehen hätte.

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Sein Puls beschleunigte sich. Was auch immer es war, es bewegte sich nicht. Er zögerte, hin- und hergerissen zwischen dem Näherkommen und der Möglichkeit, sich direkt in Gefahr zu begeben. Er hockte sich ein paar Meter entfernt hin und griff nach einem dünnen Ast, der halb im Schnee steckte. Mit klopfendem Herzen streckte er den Stock aus und gab der Gestalt einen sanften Stups. Keine Reaktion.

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Er stieß noch einmal zu, diesmal etwas fester, aber es passierte immer noch nichts. Seine Finger umschlossen den Hammer fester, als er vorsichtig einen Schritt nach vorne machte. Er schluckte schwer, streckte die Hand aus und bürstete den überschüssigen Schnee weg, so dass verfilztes Fell zum Vorschein kam – braun und grau, zu winzigen gefrorenen Büscheln verklumpt.

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Ein Kaninchen. Sein Anblick raubte ihm dieses Mal auf andere Weise den Wind aus der Brust. Es war so still, dass er fast dachte, es sei schon weg, aber dann – gerade noch – sah er es, das schwache Auf und Ab seines winzigen Körpers. Es atmete. Aber kaum.

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Ein Anflug von Dringlichkeit überkam ihn. Er musste schnell handeln. Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, drehte er sich um und stapfte zurück durch den Schnee, wobei er in seiner Eile, das Haus zu erreichen, fast ausrutschte. Drinnen angekommen, zog er seine Handschuhe aus und tastete nach seinem Handy. Es musste doch einen Weg geben, dem armen Ding zu helfen.

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Seine Finger zitterten, als er in die Suchleiste tippte: “Gefrorenes Kaninchen im Schnee, was tun?” Das erste Ergebnis war ein Artikel über die Rettung von Wildtieren. Unterkühlung. Er klickte auf den Link und überprüfte die Symptome – flache Atmung, steife Gliedmaßen, Unempfindlichkeit.

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Alles stimmte überein. Er las weiter: “Sofortiges Eingreifen ist notwendig, aber unsachgemäße Behandlung kann die Situation verschlimmern.” Als er weiterlas, bildete sich ein Loch in seinem Magen. Wenn man das Kaninchen zu schnell ins Haus bringt, könnte es einen Schock erleiden. Wenn man es zu sehr anfasst, könnte es unter Stress geraten oder sogar sterben. Und wenn es zu lange draußen gewesen war, gab es keine Garantie, dass es überhaupt überleben würde.

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Er griff zum Telefon und rief das örtliche Tierheim an. Die Leitung läutete mehrmals, bevor sich eine Nachricht einschaltete. “Aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen sind Notfallrettungen derzeit nicht möglich. Bitte rufen Sie zu den üblichen Geschäftszeiten zurück.” Sein Griff um das Telefon wurde fester. Es würde keine Hilfe kommen. Nicht heute Nacht.

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Durch das Fenster wütete der Sturm weiter, dicke Flocken purzelten in einem unerbittlichen Schleier vom Himmel. Draußen lag das Kaninchen immer noch da, wo er es zurückgelassen hatte, halb im Schnee vergraben, und seine Atemzüge kamen jetzt langsamer. Wenn er nichts unternahm, würde es bis zum Morgen tot sein.

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Allan wühlte sich durch die Kontakte seines Telefons und fand die Nummer von Dr. Edwards, einem halbpensionierten Tierarzt, der gelegentlich Fälle von Wildtieren behandelte. Trotz der späten Stunde wählte er die Nummer voller Hoffnung. Draußen heulte der Wind und rüttelte an den Fenstern, während sein Herz mit einer einzigartigen Mischung aus Angst hämmerte.

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Eine erschöpfte Stimme meldete sich, und Allan erzählte atemlos von dem Kaninchen. Obwohl Dr. Edwards sichtlich erschöpft war, bestand er darauf, dass Allan das Tier, wenn möglich, ins Krankenhaus brachte. Selbst als der Sturm immer schlimmer wurde, zählte jede Minute. Als er auflegte, starrte Allan auf die schwache Gestalt des Kaninchens und wog Risiko und Notwendigkeit ab.

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Er zögerte und erinnerte sich daran, wie gefährlich das Fahren in einem Schneesturm sein konnte. Auf dem Eis auszurutschen oder von der Straße abzukommen, war eine echte Gefahr, besonders für einen allein lebenden älteren Mann. Doch sein Gewissen erlaubte es ihm nicht, dem Kaninchen beim Verfall zuzusehen. Die Entscheidung war gefallen, und er schnappte sich die Schlüssel.

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Vorsichtig wickelte Allan das Kaninchen in ein frisches Handtuch und drückte es fest an seine Brust. Sein Körper fühlte sich erschreckend leicht an und zitterte bei jedem flachen Atemzug. Die Wärme des Kamins schmiegte sich an das Handtuch, doch draußen erwartete ihn eine grausame Kälte. Mit einem letzten Blick öffnete er die Tür.

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Der Sturm überfiel ihn, sobald er auf die Veranda trat. Der Schnee peitschte waagerecht und stach ihm wie eisige Nadeln ins Gesicht. Der Wind heulte durch die Dunkelheit, rüttelte an den brüchigen Ästen der Bäume und ließ losen Schnee wie geisterhafte Gestalten über den Hof wirbeln.

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Seine Stiefel knirschten über die Verwehungen, die seit seiner früheren Reise erheblich zugenommen hatten, und jeder Schritt war eine Anstrengung gegen den aufkommenden Sturm. In der Einfahrt stand sein Lastwagen halb verschüttet, die Windschutzscheibe war mit einer dicken Eisschicht überzogen.

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Er musste die Fahrertür mühsam öffnen, wobei der gefrorene Griff in seine Handfläche biss. Das Kaninchen lag sicher an seiner Brust, eingewickelt in ein dickes Handtuch, und sein zarter Körper bewegte sich nicht, abgesehen von dem flachen Auf und Ab seiner Atmung.

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Er legte es vorsichtig auf den Beifahrersitz, bevor er sich hinter das Lenkrad setzte. Mit seinen von der Kälte steifen Fingern versuchte er, den Motor zu starten. Die erste Drehung des Schlüssels brachte nur ein träges Heulen, die Kälte erstickte das Leben aus der Batterie.

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Er hielt den Atem an und versuchte es erneut. Der Motor heulte widerwillig auf, schüttelte sich, bevor er in ein unruhiges Brummen überging. Kalte Luft strömte aus den Lüftungsschlitzen und ließ ihn weiter frösteln, bis die Heizung stotternd ansprang.

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Die Armaturenbrettbeleuchtung flackerte auf und warf einen schwachen Schein auf die wirbelnden Flocken draußen. Er drückte sich vorwärts und umklammerte das Lenkrad mit weißer Anspannung. Die Sicht ging gegen Null, und die Reifen des Lastwagens kämpften um Traktion, während die Straße unter Schichten von Neuschnee und unsichtbaren Flecken von Glatteis verborgen war.

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Die Lenkung fühlte sich unter seinem Griff locker an, als ob die Reifen nicht vollständig mit dem Asphalt verbunden wären. Jeder Windstoß drohte, das Fahrzeug zur Seite zu schieben, und zwang ihn, um die Kontrolle zu kämpfen.

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Während er durch den Schneesturm kroch, rührte sich das Kaninchen leicht und bewegte sich auf dem Sitz. Sein Herz schlug heftig. Wenn es herunterfiel, könnte allein der Schock in seinem zerbrechlichen Zustand noch mehr Schaden anrichten. Er nahm für eine Sekunde die rechte Hand vom Lenkrad, um das Bündel zu beruhigen. Doch in diesem Augenblick fuhr der Lkw auf eine Eisfläche.

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Die Welt kippte. Die Reifen verloren die Bodenhaftung, und der Lkw schleuderte heftig zur Seite, wobei das Heck mit erschreckender Geschwindigkeit ins Schleudern geriet. Allan wurde flau im Magen, als er im Scheinwerferlicht einen Straßenlaternenmast erblickte, der sich vor ihm abzeichnete und von Sekunde zu Sekunde größer wurde.

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Instinktiv riss er das Lenkrad herum und versuchte, die Kontrolle wiederzuerlangen, aber das Eis hatte ihm bereits den Schwung geraubt. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sich alles schwerelos an – ein unheimliches, herzzerreißendes Gefühl, dem Sturm völlig ausgeliefert zu sein.

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Dann prallte der Lkw mit einem plötzlichen dumpfen Aufprall gegen eine Schneewehe, und ein weißer Pulverstrahl ergoss sich über die Windschutzscheibe. Der Aufprall schleuderte ihn nach vorne gegen den Sicherheitsgurt und raubte ihm den Atem aus den Lungen.

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Danach herrschte Stille, bis auf das Brummen des Motors und das hektische Klopfen seines Herzens. Seine Hände schlugen zitternd gegen das Lenkrad, als er zittrig ausatmete und ihm bewusst wurde, wie nahe er der Katastrophe gekommen war. Der Laternenmast stand kaum einen Meter von seiner vorderen Stoßstange entfernt – wäre er nicht zuerst gegen die Schneewehe geprallt, wäre er kopfüber in den Mast gekracht.

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Er atmete röchelnd, als er sich umdrehte, um nach dem Kaninchen zu sehen. Das Bündel hatte sich leicht bewegt, blieb aber ungestört auf dem Sitz liegen. Es hatte auf den Beinahe-Zusammenstoß überhaupt nicht reagiert, sein winziger Körper verharrte immer noch in dieser erschreckenden Stille.

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Allan zwang sich zu atmen und hielt das Lenkrad fest umklammert, während er versuchte, seine Nerven zu beruhigen. Er konnte sich keinen weiteren Fehler wie diesen leisten. Nicht hier draußen. Nicht heute Nacht. Mit einem weiteren tiefen Atemzug legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam und vorsichtig aus der Schneewehe heraus.

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Die Reifen hatten zunächst Mühe, auf dem gefrorenen Boden durchzudrehen, bevor sie endlich Bodenhaftung bekamen. Mit immer noch hämmerndem Herzen in der Brust fuhr Allan weiter und navigierte noch vorsichtiger über die tückischen Straßen. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war eine weitere Beinahe-Katastrophe. Der Schneesturm wütete weiter, und wegen des Whiteouts fühlte sich jede Kurve wie ein Glücksspiel an.

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Die Klinik von Dr. Edwards war nur noch ein paar Blocks entfernt. Er musste es nur noch in einem Stück dorthin schaffen. Doch als er sich dem vertrauten Ort näherte, stimmte etwas nicht. Das beleuchtete Schild, das normalerweise wie ein einladendes Leuchtfeuer leuchtete, war dunkel. Ein Knoten des Unbehagens zog sich in seinem Magen zusammen. Der Strom war ausgefallen.

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Er lenkte den Lkw auf den Parkplatz, dessen Oberfläche unter einer dicken, nicht geräumten Schneeschicht verborgen war. Er parkte so nah wie möglich am Eingang, stellte den Motor ab und atmete aus. Der Schnee prasselte unablässig auf die Windschutzscheibe, und der heulende Wind machte es ihm schwer, zu denken. Er hatte keine andere Wahl, als weiterzufahren.

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Er stemmte sich gegen die eisige Luft und hob das Kaninchen, das immer noch in das Handtuch eingewickelt war, vorsichtig hoch. Das Gewicht in seinen Armen fühlte sich unglaublich leicht an, eine Erinnerung daran, wie zerbrechlich das Tier war. Der kurze Weg vom Lastwagen zur Klinik fühlte sich wie Meilen an, und seine Stiefel sanken in den tiefen Verwehungen ein.

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Sein Atem kam in rauen, sichtbaren Stößen, als er die Tür erreichte und eindringlich klopfte. Einen Moment später öffnete sich die Tür und gab den Blick auf Dr. Edwards frei, einen Mann mittleren Alters mit grauem Haar und müden Augen. Das schwache Licht aus dem Inneren der Klinik beleuchtete kaum sein Gesicht.

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“Der Strom ist seit einer Stunde ausgefallen”, sagte der Tierarzt grimmig und trat zur Seite, um Allan hereinzulassen. Erleichterung flackerte in seinem Gesicht auf, als er das Kaninchen sah. “Kommen Sie, sehen wir mal, was wir tun können.” Drinnen war das übliche Brummen der Geräte verschwunden und wurde nur durch das dumpfe Geräusch des Sturms ersetzt, der an den Fenstern rüttelte.

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Der Untersuchungsraum wurde von einer batteriebetriebenen Laterne beleuchtet, deren Schein tiefe Schatten an die Wände warf. Das Notstromaggregat musste ausgefallen sein, oder vielleicht wurde der Strom rationiert. Allan legte das Kaninchen vorsichtig auf den Metalltisch.

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Es bewegte sich nicht. Dr. Edwards arbeitete schnell, überprüfte die Lebenszeichen, tastete nach Verletzungen und murmelte etwas vor sich hin. Allan blieb in der Nähe, die Sorge nagte an ihm. Das Kaninchen reagierte kaum, sein Körper war steif von der Kälte.

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“Unterkühlung”, bestätigte Dr. Edwards, und seine Stimme klang eindringlich. “Möglicherweise ist es auch dehydriert und hat vielleicht eine Infektion. Es ist schon eine Weile da draußen.” Er griff nach den Vorräten, aber ohne Strom gab es keine Heizkissen, keine warmen Infusionsflüssigkeiten – alles, was sie brauchten, war auf Strom angewiesen.

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Allan spürte, wie sich seine Brust zusammenzog. “Was sollen wir tun?”, fragte er, seine Stimme rau vor Erschöpfung und Verzweiflung. “Wir improvisieren.” Er schnappte sich dicke Handtücher und eine Wärmflasche, die er zuvor für den Notfall vorbereitet hatte.

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“Wir müssen sie langsam erwärmen. Zu schnell, und wir riskieren einen Schock.” Er wickelte das Kaninchen vorsichtig ein und drückte die Wärmflasche an seinen winzigen Körper. Das Kaninchen zuckte leicht, aber das war nicht genug. Minuten vergingen in angespannter Stille.

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Allan rieb seine Hände aneinander und versuchte, Wärme zu erzeugen, irgendetwas, das helfen würde. Die Dunkelheit um sie herum ließ die Klinik unheimlich still, fast verlassen wirken. Der Wind draußen heulte lauter und schüttelte das Gebäude wie ein lebendiges Wesen. Dann flackerte das Licht auf.

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Allans Atem ging stoßweise. Dr. Edwards blickte auf, Hoffnung blitzte in seinen Augen auf. Eine Sekunde später erwachte der Strom in der Klinik wieder zum Leben. Der Generator musste sich wieder mit dem Hauptnetz verbunden haben. Die Oberlichter leuchteten schwach, und das Summen der medizinischen Geräte kehrte wie ein Herzschlag in den stillen Raum zurück.

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Dr. Edwards verschwendete keine Sekunde. Er bewegte sich schnell, griff nach erwärmter Flüssigkeit und einer Spritze und verabreichte dem Kaninchen kleine Dosen. Die Wärmedecken erwachten zum Leben und spendeten gleichmäßige Wärme. Allan hielt den Atem an, als die Schnurrhaare des Kaninchens wieder zuckten und sich sein kleiner Brustkorb ein wenig stärker hob und senkte.

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Dr. Edwards sah ihn schließlich an, und Erleichterung glättete seine Züge. “Ihr Timing war kritisch”, sagte er leise. “Noch eine Stunde später wäre es vielleicht zu spät gewesen.” Allan stieß einen zittrigen Atem aus und spürte, wie sich die Erschöpfung in seinen Knochen festsetzte. Das Kaninchen war zwar noch nicht ganz sicher, aber zumindest hatte es eine Chance zu kämpfen.

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Dr. Edwards richtete in einem beheizten Nebenraum ein provisorisches Gehege ein und legte das Kaninchen vorsichtig hinein. Draußen tobte immer noch der Sturm und erinnerte daran, wie schnell die Dinge tödlich werden konnten. Allan blieb zurück und beobachtete, wie sich das kleine Tier auf den weichen Handtüchern zusammenrollte und ruhiger atmete als zuvor.

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“Sie sollten sich ausruhen”, sagte Dr. Edwards und führte Allan zu einem Stuhl. “Ich werde ein Auge auf ihn haben.” Allan nickte betäubt und ließ sich in den Stuhl sinken. In seinen Gedanken spielte er jeden Moment ab – Madeline vor seiner Haustür, das gefrorene Bündel im Schnee, der Beinahe-Absturz, die machtlose Klinik. Und trotz alledem hatte das Kaninchen überlebt.

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Stunden vergingen in unruhiger Stille. Dr. Edwards passte die Position des Kaninchens regelmäßig an, verabreichte ihm mehr Flüssigkeit und wärmte sanft seine Ohren und Füße. Seine Atmung stabilisierte sich, wurde gleichmäßiger, aber immer noch flach. Allan döste in kurzen Stößen und wachte jedes Mal auf, wenn das Gebäude unter einer heftigen Böe knarrte.

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Schließlich begann sich der Himmel aufzuhellen und kündigte die Morgendämmerung an. Obwohl der Sturm weiter wütete, gab die erste Andeutung des Morgens Allan neue Hoffnung. Er rieb sich die Augen, stand auf und schritt vorsichtig auf das Gehege zu. Das Kaninchen wirkte nicht mehr so starr, seine Ohren zuckten leicht, wenn es einen Reiz verspürte.

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Als der Morgen anbrach, ließ der Schneefall nach. Das Schlimmste des Schneesturms war vorüber und hinterließ riesige Verwehungen. Dr. Edwards bereitete sich darauf vor, das Kaninchen auf verbleibende Verletzungen zu untersuchen, und tastete vorsichtig seine Gliedmaßen ab. “Keine Frakturen”, sagte er, und seine Stimme klang erleichtert. “Aber die Unterkühlung hat zu einer starken Belastung geführt.”

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Als das Tageslicht stärker wurde, funktionierten die Telefonleitungen wieder. Allan hörte seine Voicemail ab: eine vom Tierheim, das sich entschuldigte, dass sie über Nacht kein Team schicken konnten, aber bald ein Team schicken würden. Eine andere von seiner Nachbarin, die ihn fragte, ob alles in Ordnung sei. Er nahm sich vor, sie bald mit guten Nachrichten zurückzurufen.

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Allan fühlte sich einigermaßen ausgeruht, stand auf und dehnte seine steifen Gelenke. Dr. Edwards reichte ihm einen Becher mit Kaffee. Sie nippten in geselligem Schweigen daran und beobachteten beide das Kaninchengehege. Draußen hatte sich der Wind zu gelegentlichen Böen abgeschwächt, doch die Straßen waren immer noch tückisch. Allan überlegte, ob er bleiben sollte.

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Dr. Edwards wollte gerade vorschlagen, den Flüssigkeitshaushalt des Kaninchens zu überprüfen, als etwas Ungewöhnliches seine Aufmerksamkeit erregte. Das Kaninchen bewegte sich plötzlich, seine Muskeln spannten sich an, sein winziger Körper zitterte auf eine seltsame Weise. Er runzelte die Stirn und ging näher heran, wobei seine geschulten Hände leicht über den Bauch des Tieres strichen. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck.

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“Allan”, sagte er langsam, und in seiner Stimme schwang etwas Neues mit – Dringlichkeit. “Dieses Kaninchen erholt sich nicht nur. Sie ist schwanger.” Allans Atem stockte. “Was?” Dr. Edwards blickte nicht auf, als er seine Untersuchung fortsetzte. “Sie hat Wehen.”

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Eine neue Welle der Anspannung verdickte die Luft. Allans Puls pochte, als er das Kaninchen beobachtete, das immer noch schwach war und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. “Kann sie das in diesem Zustand überhaupt überleben?” “Sie muss”, sagte Dr. Edwards, der sich bereits in Bewegung setzte. Er beeilte sich, ein wärmeres Gehege vorzubereiten, legte zusätzliche Handtücher aus und drehte die Heizkissen auf.

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“Wir müssen es ihr so leicht wie möglich machen. Wenn sie zu schwach ist, übersteht sie die Geburt vielleicht nicht – oder die Kits überleben nicht Die nächste Stunde war von nervenaufreibender Intensität geprägt. Dr. Edwards arbeitete sorgfältig und überwachte jeden Atemzug des Kaninchens, während das kleine, zerbrechliche Leben in ihr darum kämpfte, auf die Welt zu kommen.

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Allan schwebte, die Hände zu Fäusten geballt, und fühlte sich machtlos. Dann, endlich, erschien die erste winzige Form – ein neugeborenes Kätzchen, rosa und kaum so groß wie ein Daumen. Dann ein weiteres. Und noch eins. Insgesamt waren es fünf. Dr. Edwards vergewisserte sich schnell, dass alle atmeten und ihre winzigen Körper aneinandergepresst wurden, um sie zu wärmen. Die Mutter zitterte, schaffte es aber, sie schwach zu kraulen.

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Allan atmete aus und merkte, dass er den Atem angehalten hatte. “Sie hat es geschafft”, murmelte Dr. Edwards, und seine Schultern sanken vor Erleichterung. “Aber sie ist erschöpft. Wir müssen sie und die Kits so schnell wie möglich in das Wildtierzentrum bringen.”

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Allan nickte und griff bereits nach seinem Telefon. Mit zitternden Fingern wählte er das Tierrettungsteam an und erklärte ihm die Situation. Danas Stimme am anderen Ende wurde immer dringlicher. “Wir werden so schnell wie möglich da sein. Halten Sie sie bis dahin warm.”

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Allan wandte sich an Dr. Edwards, der die Kaninchenmutter und ihre Neugeborenen vorsichtig in ein stabileres Gehege gebracht hatte und sie mit zusätzlicher Wärme und Flüssigkeit versorgte. Die Spannung im Raum blieb, aber das Schlimmste war überstanden. Jetzt ging es nur noch darum, sie in Sicherheit zu bringen.

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Endlich tauchten Scheinwerfer durch das vereiste Fenster auf. Das Rettungsteam war eingetroffen. Allan stand steif auf, öffnete die Tür und stemmte sich gegen die Kälte, als zwei Gestalten in dicken Mänteln auf ihn zukamen. Dana begrüßte ihn mit einem warmen, aber professionellen Lächeln und blickte an ihm vorbei in Richtung des Geheges.

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“Das hast du gut gemacht, Allan”, sagte sie. “Die meisten hätten sich die Mühe nicht gemacht.” Gemeinsam brachten sie das Kaninchen und seine Jungen vorsichtig in einen sichereren Transportbehälter. Die Mutter reagierte kaum, zu erschöpft, um zu protestieren. Doch kurz bevor Dana den Riegel vorschob, streckte das winzige Tier seinen Kopf nach vorne.

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Allan streckte instinktiv einen Finger aus, und zu seiner Überraschung knabberte das Kaninchen leise – sanft, zögerlich, aber echt. Er schluckte schwer und sah zu, wie Dana und ihr Team sie hinaus in den verschneiten Morgen trugen. Das Haus, die Klinik, die Welt da draußen fühlten sich jetzt anders an – ruhiger, aber auf eine Weise, die sich nicht mehr einsam anfühlte.

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