Daniel erstarrte. Die Blätter raschelten. Ein Zweig knackte. Sein Puls beschleunigte sich – er war nicht allein. Er umklammerte einen stabilen Stock in der Nähe und spitzte seine Ohren, um den dunklen Wald abzusuchen. Was auch immer da draußen war, er musste es finden, bevor es ihn fand.
Er bewegte sich vorsichtig, schob das dichte Laub beiseite, sein Atem ging langsam und kontrolliert. Schatten flackerten und bewegten sich mit dem Wind
Sein Griff wurde fester, als er dem unheimlichen Geräusch folgte, seine Stiefel knirschten auf der feuchten Erde. Das Gestrüpp wurde dichter und verschluckte das Licht. Dann sah er es. Sein Atem stockte, sein Herz hämmerte gegen seine Rippen. Der Anblick vor ihm ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Daniel rückte die Riemen seines Rucksacks zurecht und atmete den frischen Duft von feuchter Erde und Kiefern ein. Der Evergreen Trail war sein Zufluchtsort geworden, ein Ort, an dem er den Kopf frei bekam. Sein Job als Lehrer hatte ihn ausgelaugt, und die kürzliche Trennung hatte ihn ruhelos gemacht.

Der vertraute Rhythmus seiner Stiefel auf der festen Erde war beruhigend. Das Sonnenlicht fiel durch das Blätterdach über ihm und warf wechselnde Muster auf den Waldboden. Irgendwo in der Ferne zwitscherten Vögel, und eine sanfte Brise trug den Duft von feuchtem Laub heran. Das war es, was er brauchte – frische Luft, Einsamkeit und den stetigen Pulsschlag der Natur um ihn herum.
Ein entferntes Geräusch durchbrach das Rascheln der Blätter. Er blieb mitten im Schritt stehen und lauschte. Das Geräusch war schwach, aber unverkennbar und wurde vom Wind getragen. Sein Magen verkrampfte sich. Er tastete das dichte Unterholz ab, und sein Herz schlug schneller.

Daniel war lange genug allein gewandert, um zu wissen, dass der Wald unberechenbar sein konnte. Instinktiv hob er einen kräftigen Ast vom Waldboden auf. Er hielt ihn entschlossen fest und umklammerte ihn fest. Gerade als er seine Atmung beruhigt hatte, kam das Rascheln wieder – dieses Mal näher. Dann ein schwaches Wimmern, kaum mehr als ein Hauch von Ton.
Er umklammerte den Stock und spitzte seine Ohren, um den dunklen Wald abzusuchen. Was auch immer da draußen war, er musste es finden, bevor es ihn fand. Er bewegte sich vorsichtig, schob das dichte Laub beiseite, sein Atem ging langsam und kontrolliert. Schatten flackerten und bewegten sich mit dem Wind. Einen Moment lang war nichts zu sehen. Dann – ein Geräusch. Keine Schritte. Ein leises Gurren. Unnatürlich. Beunruhigend.

Sein Griff wurde fester, als er dem beunruhigenden Geräusch folgte, jeder Schritt knirschte auf der feuchten Erde. Die Luft fühlte sich schwerer an, das Unterholz wurde dichter und verschluckte die letzten Spuren von Licht. Schatten schlängelten sich zwischen den Bäumen, während er seine Umgebung abtastete und sein Herz klopfte. Irgendetwas war da draußen, aber er konnte nichts sehen.
Daniels Augen huschten durch das dichte Gestrüpp und suchten nach Bewegungen. Zuerst war nichts zu sehen – nur sich bewegende Blätter und ein gelegentlicher Windstoß, der an den Ästen rüttelte. Sein Puls beschleunigte sich. Das Geräusch war echt gewesen, aber woher war es gekommen? Dann fiel ihm unter einem tief hängenden Strauch etwas Kleines, Unbewegliches ins Auge.

Eine goldene Gestalt, die sich kaum von der feuchten Erde abhob. Er trat näher heran und ließ den Stock sinken, als ihm die Erkenntnis kam. Es war ein Welpe – zerbrechlich, zitternd und in sich zusammengerollt, als wolle er im Boden verschwinden. Ein schwaches, klägliches Wimmern entrang sich seiner Kehle.
Daniel ging in die Hocke, sein Herz krampfte sich bei diesem Anblick zusammen. Der Welpe reagierte kaum auf seine Anwesenheit. Sein Fell war feucht, sein Körper zitterte wie ein Blatt. Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte mit den Fingern den winzigen Körper. Eine fiebrige Hitze strahlte von seiner Haut aus. Daniel runzelte die Stirn, seine Gedanken rasten. Was machte ein Welpe hier draußen, allein mitten im Wald? Es gab keine Hütten in der Nähe, keine Anzeichen eines Campingplatzes. Er hatte schon öfter streunende Hunde gesehen, aber dieser Welpe war anders. Seine Gesichtszüge waren ungewöhnlich zart.

Sein Fell war dicker und seidiger als das der meisten Rassen, die er kannte, fast so, als sei es nicht für die Wildnis bestimmt. Und dann waren da noch seine Augen – ein blasser, fast unnatürlicher Blauton, trüb vor Erschöpfung. Irgendetwas an ihm fühlte sich falsch an. Wieder entwich ein Wimmern seinen Lippen. Der Welpe war in einem schrecklichen Zustand und brauchte sofortige Hilfe.
“Hey, kleiner Kerl”, murmelte Daniel und streichelte den zarten Rücken des Welpen. Seine Augen flatterten auf, stumpf und unkonzentriert. Ein schwaches Klopfen des Schwanzes ließ Daniels Kehle zuschnüren. Er holte seine Wasserflasche hervor und kippte ein paar Tropfen in das Maul des Welpen. Der Welpe leckte kaum daran, bevor er wieder still war.

Daniel suchte die Umgebung ab, und sein Magen zog sich zusammen. Es gab keine Anzeichen für eine Mutter oder einen Besitzer. Dieser Welpe war nicht hierher gewandert – er schien zurückgelassen worden zu sein. Er atmete scharf aus, die Wut kochte unter seiner Haut. Wer würde ein hilfloses Tier hier draußen aussetzen, wo es nicht überleben würde? Das ergab keinen Sinn.
Seine Augen huschten über die kleine Lichtung, auf der Suche nach Hinweisen. Dann sah er ihn – einen Rucksack, halb vergraben unter einer Schicht feuchter Blätter. Sein Puls beschleunigte sich, vielleicht gehörte er dem Besitzer. Er schluckte schwer und schritt darauf zu, sein Körper war angespannt.

Daniel zögerte, bevor er sich neben den Rucksack hockte. Der Stoff war abgenutzt, der Reißverschluss halb offen. Er zog ihn auseinander und brachte eine kleine Taschenlampe und eine zusammengefaltete Karte zum Vorschein. Seine Finger strichen darüber, suchten nach einer Identifikation. Die Tasche war feucht und steif, und etwas Dunkles befleckte den Gurt.
Er hielt die Tasche näher und sein Magen drehte sich. Ein karmesinroter Fleck. Er wollte nicht darüber nachdenken, was ihn verursacht haben könnte. Sein Puls pochte in seinen Ohren. Was war hier geschehen? In seinem Kopf kreiste eine Möglichkeit nach der anderen, keine davon war gut. Er blickte zurück auf den schwachen Welpen, dann auf die verlassene Tasche. Jemand war hier gewesen. Aber wo waren sie jetzt?

Ein kalter Schauer lief Daniel über den Rücken. Er überlegte, ob er die Polizei anrufen und seinen Fund melden sollte, aber das rasche Atmen des Welpen machte ihm seine Entscheidung klar. Er brauchte medizinische Hilfe – und zwar schnell. Er wickelte den kleinen Körper vorsichtig in seine Flanelljacke und drückte ihn an seine Brust.
Daniel wandte sich wieder dem Pfad zu und zwang sich, sein Unbehagen zu verdrängen. Seine Beine bewegten sich schnell, knirschten über heruntergefallene Zweige und Blätter. Er hatte keine Ahnung, was hier passiert war, aber eines war sicher – der Welpe war in einem schrecklichen Zustand und Daniel musste Hilfe holen, bevor es zu spät war

Daniel beschleunigte seinen Schritt, und der Schweiß lief ihm in den Nacken. Der Körper des Welpen war beängstigend still, seine flachen Atemzüge waren unter den dicken Falten seiner Jacke kaum zu erkennen. Er wagte nicht anzuhalten. Jede Sekunde zählte. Schließlich lichteten sich die dichten Bäume und gaben den Blick auf den Schotterparkplatz frei, auf dem sein Auto wartete.
Er riss die Tür auf und befestigte den Welpen auf dem Beifahrersitz. Der Motor heulte auf, und die Reifen wirbelten Staub auf, als er auf die Straße fuhr. Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte in der Ferne das leuchtende Schild der Monroe Veterinary Clinic auf. Er verlangsamte kaum, als er auf den Parkplatz einbog, den Wagen in die Parkposition schob und dann aus der Tür stürmte, den Welpen fest in den Armen.

Daniel stolperte fast durch die Türen der Klinik, als die Klingel über ihm laut läutete. “Ich brauche Hilfe”, keuchte er und eilte auf den Tresen zu. Die Augen der Empfangsdame weiteten sich beim Anblick des Bündels in seinen Armen, bevor sie sich umdrehte und nach Dr. Monroe rief.
Sekunden später kam eine Frau in den Fünfzigern mit scharfen, scharfsinnigen Augen und ergrautem, zu einem Dutt hochgestecktem Haar aus dem Hinterzimmer. Ihr Blick schweifte über Daniel, bevor er sich auf dem Welpen niederließ. Ihr Blick war unleserlich. “Bringen Sie ihn herein”, sagte sie und bewegte sich bereits auf den Untersuchungstisch zu.

Daniel legte den Welpen so behutsam wie möglich hin und trat zurück, um Dr. Monroe arbeiten zu lassen. Sie untersuchte den Welpen rasch, wobei sie die Stirn runzelte. Ihre Finger fuhren gekonnt über den geschwollenen Bauch, dann hinauf zum Gesicht und öffneten das Maul, um das Zahnfleisch zu untersuchen. Je tiefer ihr Stirnrunzeln wurde, desto angespannter fühlte sich Daniel.
“Wo haben Sie ihn gefunden?”, fragte sie mit belegter Stimme. Daniel zögerte. “Im Wald. In der Nähe des Flussbett-Wanderweges.” Ihre Augen huschten zu seinen hinauf, suchten sein Gesicht ab. Sie nickte, aber etwas in ihrem Ausdruck hatte sich verändert – etwas, das Daniel nervös machte.

Dr. Monroe arbeitete schnell, ihre Hände bewegten sich mit Präzision, als sie den Welpen untersuchte. Daniel sah besorgt zu, und sein Magen drehte sich vor Sorge. Der kleine Hund reagierte kaum auf ihre Berührung, sein Atem war flach.
Dr. Monroe atmete scharf aus, dann richtete sie sich auf. “Sie müssen draußen warten”, sagte sie in einem festen, aber nicht unfreundlichen Ton. “Ich werde alles tun, was ich kann, aber ich brauche Platz zum Arbeiten.” Daniel zögerte, wollte nicht gehen, nickte aber steif und trat zurück.

Als er in den Wartebereich ging, blieb er kurz vor der Tür stehen, unfähig, sich ganz zu entfernen. Durch die kleine Glasscheibe konnte er immer noch ins Innere sehen und beobachten, wie Dr. Monroe sich mit geübter Eile bewegte und vorsichtig an den Rippen des Welpen entlangdrückte.
Sie drückte sanft auf den Bauch des Welpen und runzelte bei jeder Berührung tiefer die Stirn. Dann drehte sie sich ohne ein Wort um und griff nach dem Ultraschallgerät. Daniels Puls beschleunigte sich. Er hatte schon genug streunende Tiere aufgenommen, um zu wissen, dass dies keine Routine war.

Der Raum füllte sich mit dem leisen Summen des Ultraschallgeräts. Dr. Monroe fuhr mit der Sonde über den Bauch des Welpen, die Augen auf den Monitor gerichtet. Ein Schatten flackerte über ihr Gesicht. Ihre Finger verkrampften sich. Einen Moment später kam sie nach draußen und drehte sich scharf zum Empfangstresen um.
Daniel setzte sich aufrechter hin. “Was? Was ist los?”, fragte er, aber sie ignorierte ihn und wählte eine Nummer auf dem Bürotelefon. Sie senkte ihre Stimme, aber er verstand die Worte: “Ja, ich brauche sofort Beamte hier … Nein, er scheint es nicht zu wissen … Ja, es passt. Kommen Sie einfach schnell her.”

Die Augen der Empfangsdame zuckten zu ihm, ihr Ausdruck war unleserlich. Daniels Haut kribbelte. Passt? Passt wozu? Das Verhalten des Tierarztes ergab keinen Sinn. Er hatte nur versucht, einem kranken Welpen zu helfen, warum also rief sie die Polizei?
“Warum rufst du die Polizei?” Verlangte Daniel, wobei seine Stimme fester klang, als er beabsichtigt hatte. Dr. Monroe drehte sich mit verschränkten Armen zu ihm um. “Ich möchte, dass Sie hier bleiben und eine Weile warten, Daniel. Bleib ganz ruhig.” Die Unbestimmtheit in ihrer Stimme machte ihn noch unruhiger. Warum sagte sie ihm nicht, was vor sich ging?

Die Tür schwang auf, und zwei uniformierte Beamte schritten herein. Ihre Anwesenheit veränderte die gesamte Atmosphäre in der Klinik – die Luft fühlte sich erstickend an. Dr. Monroe begrüßte sie mit gedämpfter Stimme und wies sie auf den Welpen im Untersuchungsraum hin. Die Mienen der Beamten verfinsterten sich.
Vom Fenster des Untersuchungsraums aus konnte Daniel sehen, wie der stämmige Beamte Daniel einen langen, prüfenden Blick zuwarf. Dann legte er mit einer langsamen, bedächtigen Bewegung die Hand auf seine Schusswaffe. Daniels Atem stockte. Der zweite Beamte – größer, jünger – verlagerte unmerklich sein Gewicht, seine Hand schwebte in der Nähe seiner Handschellen.

Daniel verspürte einen scharfen Stich des Grauens. Hier ging es nicht mehr nur um den Welpen. Er konnte es an ihrer Körpersprache ablesen. Die Art, wie sie ihn ansahen. Die Art, wie der jüngere Beamte nickte, nachdem Dr. Monroe ihm etwas zugeflüstert hatte. Daniel strengte sich an, um ihr Gespräch mitzubekommen.
Ein Schauer lief Daniel den Rücken hinunter. Seine Gedanken rasten. Sie dachten, er sei darin verwickelt. Vielleicht glaubten sie, er hätte den Welpen verletzt. Vielleicht vermuteten sie etwas Schlimmeres. Er hatte keinen Beweis, dass er unschuldig war. Keine Zeugen. Keine Möglichkeit zu erklären, was passiert war. Er konnte sich schon denken, wie das Ganze ausgehen würde.

Seine Gedanken wanderten zu dem befleckten Rucksack. Selbst wenn er sie zu der Lichtung führte, um seine Unschuld zu beweisen, hatte er keine Ahnung, wem er gehörte oder was dort passiert war. Was, wenn die Polizei glaubte, dass er mit einem Verbrechen in Verbindung stand? Was, wenn sie entschieden, dass er der einzige Verdächtige war?
Er hatte keine Ahnung, wem der Rucksack gehörte und was die Ursache für den purpurnen Fleck war. Was, wenn der Rucksack zu einer vermissten Person gehörte? Daniel hatte nur Mitleid mit einem verletzten Welpen gehabt, aber er hatte keine Beweise dafür. Niemand hatte gesehen, wie Daniel allein dorthin gewandert war, und schon gar nicht hatte er den Welpen in diesem Zustand vorgefunden.

Daniels Brustkorb verkrampfte sich, seine Finger umklammerten die Kante seines Sitzes. Die Spannung in der Luft war erdrückend. Er konnte das Gewicht ihrer Blicke spüren, wie unsichtbare Hände, die auf ihn drückten. Jeder Blick, jedes geflüsterte Wort zwischen den Beamten und Dr. Monroe ließ eine Welle der Angst durch ihn fahren.
Wenn sie ihn jetzt verhafteten und den Rucksack ohne seine Erklärung fanden, saß er in der Falle. Die Beamten diskutierten nicht über Möglichkeiten, sie zogen bereits Schlussfolgerungen. Sein Gefühl sagte ihm, dass er kurz davor stand, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Er musste handeln.

Sein Verstand entschied sich für die einzige Möglichkeit, die er hatte. Er musste verschwinden. Wenn er blieb, würden sie ihn verhaften, und er hätte keine Chance mehr, seine Unschuld zu beweisen. Wenn er es schaffte, den Wald zuerst zu erreichen, hatte er vielleicht noch Zeit, die Wahrheit herauszufinden – bevor die Wahrheit ihn stattdessen begrub.
Er stieß sich vom Stuhl ab und zwang sich, lässig zu klingen. “Ich muss auf die Toilette”, sagte er und bewegte sich in seinem Sitz. Die Empfangsdame zögerte, beobachtete ihn offensichtlich genau und wies dann mit einer Geste auf den Flur. “Den Flur entlang, zweite Tür.” Daniel nickte, stand langsam auf und versuchte, nicht zu hetzen. Er musste die Sache überzeugend machen.

Sobald er um die Ecke kam, ging er schnell. Anstatt auf die Toilette zu gehen, suchte er nach einem anderen Ausweg. Eine Seitentür in der Nähe des Vorratsraums war nicht verschlossen. Sein Atem ging schneller. Sobald er ins Freie trat, schlug ihm kalte Luft ins Gesicht. Er musste sich schnell bewegen.
Daniels Herz pochte, als er in die kalte Luft hinausging. Jede Sekunde fühlte sich an, als würde sie gegen ihn arbeiten. Die Beamten waren mit ihren Fragen aufgetaucht, und Dr. Monroes Schweigen war ein ohrenbetäubendes Signal, dass etwas nicht stimmte. Er konnte nicht hier bleiben, gefangen in einem Wartezimmer voller Ungewissheit und Misstrauen.

Seine Gedanken rasten – der blutverschmierte Rucksack, der seltsame Welpe, der Wald. Es gab zu viele unbeantwortete Fragen, und er hatte keine klare Erklärung für irgendetwas davon. Was würde er sagen, wenn die Polizei die Beweise fand? Er konnte sich nicht einfach zurücklehnen und warten, bis sie über sein Schicksal entschieden hatten.
Er hatte zwei Möglichkeiten: Entweder er saß schutzlos da und wartete darauf, dass jemand entschied, ob er an etwas schuldig war, was er nicht verstand, oder er ging zurück in den Wald und fand die Wahrheit selbst heraus. Er musste beweisen, dass er einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war, aber noch wichtiger war, dass er Antworten brauchte, die er von Dr. Monroe nicht bekommen würde.

In dem Moment, als Daniel wieder auf den Waldweg trat, überkam ihn eine Welle des Unbehagens. Die Bäume ragten jetzt höher auf, der Weg war dunkler als zuvor. Er beschleunigte sein Tempo und ging seinen früheren Weg zurück. Sein Atem beschlug in der kühlen Abendluft. Der Wald fühlte sich schwerer an, als würde er ihn beobachten.
Als er sich der Lichtung näherte, auf der er den Welpen zuerst gefunden hatte, wurde er langsamer. Das Gestrüpp raschelte, aber das war nur der Wind. Trotzdem fühlte sich die Stille unnatürlich an. Er holte tief Luft und trat einen Schritt vor. Sein Gefühl sagte ihm, dass sich etwas verändert hatte, seit er das letzte Mal hier gewesen war.

Sein Blick blieb auf der Stelle haften, wo der Rucksack gestanden hatte. Sein Magen zog sich zusammen. Er war verschwunden. Das Laub war aufgewühlt, der Boden leicht zerkratzt, aber der Rucksack selbst war verschwunden – zusammen mit allen Beweisen für das, was passiert war. Ein Schauer kroch ihm den Rücken hinauf. War es ein Tier, das das Gepäckstück mitgenommen hatte?
Sein Blick huschte über die Lichtung und suchte nach einem Zeichen der Bewegung. Dann fiel ihm etwas auf, das er vorher nicht bemerkt hatte – ein Stück Stoff, zerrissen und verwittert, das sich an einem tief hängenden Ast verfangen hatte. Sein Magen krampfte sich zusammen. Vorhin war es noch nicht da gewesen. Jemand war hier gewesen – vor kurzem. Und wenn sie den Rucksack mitgenommen hatten, hatten sie einen Grund, ihn loszuwerden.

Dann bemerkte er noch etwas anderes. Eine Reihe von Fußspuren, die von der Lichtung wegführten, tiefer in den Wald hinein. Sein Puls hämmerte. Das hatte er sich nicht eingebildet. Jemand anderes war diesen Weg gegangen, und zwar nachdem er gegangen war. Seine Instinkte schrieen ihm zu, umzukehren, aber er ignorierte sie in seinem Bestreben, seine Unschuld zu beweisen.
Er ging in die Hocke und drückte seine Finger in die Abdrücke in der weichen Erde. Die Abdrücke waren noch frisch. Er schluckte und blickte über seine Schulter. Die Polizei würde bald nach ihm suchen, aber er konnte noch nicht gehen. Wenn er etwas Handfestes fand, konnte er es als Beweis vorlegen, bevor sie ihn einholten.

In diesem Moment beschloss Daniel, den Fußspuren zu folgen. Die Bäume um ihn herum wurden dichter, und die Schatten wurden länger, als das Licht schwächer wurde. Sein Atem fühlte sich in der Stille laut an. Er schritt vorsichtig, jeder Schritt war wohlüberlegt. Je tiefer er ging, desto unnatürlicher kam ihm der Wald vor. Es war nicht nur still – es war zu still.
Doch dann verschwanden die Fußabdrücke. In einem Moment waren sie noch deutlich im weichen Schmutz zu erkennen und führten ihn weiter, im nächsten verschwanden sie einfach im Nichts. Daniel blieb stehen, sein Puls beschleunigte sich. Er drehte sich in langsamen Kreisen und tastete den Boden ab. Wie war das möglich? Er sah sich hektisch um und versuchte, sich einen Reim auf die Situation zu machen, als ein leises Rascheln ihn aufhorchen ließ. Sein Körper erstarrte. Das Geräusch kam von irgendwo hinter ihm, kaum mehr als ein Flüstern in den Bäumen.

Er war nicht allein. Er drehte sich langsam um, sein Atem ging flach und er suchte den dämmrigen Wald nach Bewegungen ab. Der Wald verfiel in eine unheimliche Stille, die sich wie ein Vakuum gegen Daniels Ohren presste. Das Rascheln hatte so plötzlich aufgehört, wie es begonnen hatte, und nichts als Stille hinterlassen. Er hielt den Atem an und versuchte, über das Klopfen in seiner Brust hinaus zu hören, aber da war nichts.
Und dann – da war es wieder. Ein schwaches Geräusch, tiefer im Wald. Ein Schlurfen und dann das leise Rumpeln eines Motors. Sein Herz klopfte gegen seine Rippen. Er war so weit gekommen, und er konnte jetzt nicht mehr umkehren. Wenn er Antworten wollte, musste er das Risiko eingehen. Er schluckte schwer, richtete sich auf und eilte vorwärts, um dem Geräusch in die dunklen Tiefen des Waldes zu folgen.

Das unebene Gelände erschwerte es ihm, Schritt zu halten, aber er drängte weiter, und sein Herz klopfte. Das Geräusch war echt gewesen – da war er sich sicher -, aber jetzt hatte der Wald es ganz verschluckt. Er bewegte sich vorsichtig, seine Augen suchten die Dunkelheit zwischen den Bäumen ab, seine Ohren horchten auf jede Andeutung von Bewegung. Aber da war nichts.
Daniel verlangsamte seine Schritte, Frustration machte sich in ihm breit. Hatte er sich das eingebildet? Er drehte sich in langsamen Kreisen, tastete die endlosen Bäume ab und versuchte, etwas zu entdecken. Dann sah er es. Ein Gebäude, das teilweise von Bäumen verdeckt war. Sein Atem stockte.

Es war eine alte Scheune, deren Holzbretter vom Alter verzogen waren und deren Dach durchhing. Aber jemand war vor kurzem hier gewesen – frische Reifenspuren schnitten durch den Schlamm davor. Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit.
Vorsichtig näherte er sich, seine Schritte wurden durch die feuchte Erde gedämpft. Das Scheunentor stand einen Spalt offen, so dass im Inneren nur Dunkelheit herrschte. Der Geruch schlug ihm entgegen, bevor er eintrat – etwas Verdorbenes, eine Mischung aus feuchtem Holz, Schimmel und etwas anderem. Etwas Metallisches. Seine Kehle schnürte sich zu.

Daniel zögerte, jeder Nerv schrie, dass er sich umdrehen sollte. Aber er war schon so weit gekommen. Er zwang sich, einzutreten, und der Holzboden ächzte unter seinem Gewicht. Schatten erstreckten sich an den Wänden, und seine Augen gewöhnten sich langsam daran. Dann sah er sie – Reihen von Käfigen, die an den Wänden gestapelt waren.
Hunde. Mindestens ein Dutzend, vielleicht mehr. Einige rollten sich zu engen Bällen zusammen, zu dünn, ihre Rippen ragten unter dem verfilzten Fell hervor. Andere lagen still und atmeten kaum. Sein Herz krampfte sich zusammen. Das waren keine verlorenen Haustiere. Sie waren schon seit Gott weiß wie lange hier gehalten worden. Er sah verschiedene Diagramme und Tabellen an der Wand, in denen vom “perfekten” Hund die Rede war.

Er machte gerade Fotos von der ganzen Tortur, als ein Geräusch draußen ihn erstarren ließ. Ein leises Rumpeln, als würde ein Motor durchdrehen. Sein Atem stockte. Jemand war hier. Sein Blick schweifte zu einem hölzernen Schreibtisch in der Ecke, auf dem verstreute Papiere lagen. Was auch immer diese Operation war, diese Akten enthielten die Antworten. Aber er hatte nur Sekunden, vielleicht sogar weniger.
Daniel drehte sich der Magen um, als er den Schauplatz in Augenschein nahm – die Käfige, die kränklichen Hunde, die groben Diagramme mit den “idealen” Merkmalen, die an die Wände geheftet waren. Sein Atem ging schnell, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. Was war das für ein Ort? Er griff nach seinem Handy, aber noch bevor er es entsperren konnte, ertönte draußen ein tiefes, rumpelndes Geräusch.

Ein Motor. Jemand war im Anmarsch. Daniels Puls beschleunigte sich, als er seinen Kopf in Richtung der Scheunentore riss. Mit schnellen Schritten duckte er sich hinter einen Stapel umgestürzter Kisten an der hinteren Wand. Durch einen Spalt in den Kisten sah er, wie zwei Gestalten hineinschlüpften, deren Stiefel schwer auf dem Holzboden aufsetzten.
Einer von ihnen trug einen schwarzen Seesack, den er tief an die Seite gelehnt hatte. Der andere, größer und breitschultrig, hielt eine Spritze in seiner behandschuhten Hand. Daniels Herz pochte. Was zum Teufel taten sie da? Die Männer bewegten sich auf die Käfige zu. Ohne zu zögern kniete sich der große Mann neben einen schwach aussehenden Retriever und packte ihn am Genick, als er ihm die Spritze in den Hals stieß.

Daniel ballte die Fäuste. Das war keine Behandlung. Das war etwas anderes – etwas Schlimmeres. Er atmete kaum, sein Körper war angespannt, er wollte sich unsichtbar machen. Aber dann – ein scharfes Bellen. Sein Magen sackte zusammen. Einer der Welpen war aufgewacht, sein zerbrechlicher Körper zitterte, als er in Daniels Richtung kläffte. Er hatte ihn gespürt. Die Männer erstarrten. Dann drehte sich der größere von ihnen langsam zu den Kisten um.
“Was war das?”, murmelte der Kleinere. Sie bewegten sich auf die Kisten zu. Daniel hatte kaum Zeit, sich abzustützen, bevor ihn raue Hände hochzerrten. Der kleinere Mann grinste. “Du glaubst, du kannst hier einfach reinspazieren?” Sein Partner zog ein Messer. Das Messer des größeren Mannes schimmerte im schummrigen Licht der Scheune. Daniels Brust zog sich zusammen – das war’s.

Er hatte keinen Ausweg mehr. Seine Muskeln spannten sich an, er hatte Angst vor dem, was kommen würde. Dann flutete eine plötzliche Explosion von rotem und blauem Licht durch die Risse in den Scheunenwänden. Eine Stimme dröhnte von draußen. “Hier ist die Polizei! Lassen Sie Ihre Waffen fallen und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!” Beide Männer erstarrten.
Die Männer zögerten kaum, bevor sie Daniel zur Seite schoben und zum Hintereingang stürmten. Ihre Panik war augenblicklich, ihr Fluchtinstinkt überwältigte jeden Kampf, den sie noch hatten. Daniel stolperte rückwärts und keuchte, als sie rannten. Aber sie waren nicht weit gekommen. Das Scheunentor flog auf und erhellte den Raum mit blendendem Licht.

Bewaffnete Beamte stürmten herein, mit gezogenen Waffen. “Runter auf den Boden! Hände so, dass wir sie sehen können!” Der kleinere Mann kam ins Schleudern und suchte nach einem anderen Ausweg, aber es gab keinen. Der Größere hob finster dreinblickend die Hände. Der Kleinere versuchte zu fliehen – bis ein Beamter ihn zu Boden riss.
Bevor Daniel verarbeiten konnte, was geschah, packten raue Hände seine Arme und zogen sie hinter seinen Rücken. Sein Atem stockte, als kaltes Metall gegen seine Handgelenke schnappte – Handschellen. “Warten Sie – ich gehöre nicht zu ihnen!”, protestierte er, aber die Beamten hörten ihm nicht zu. Er war in einen Tatort gestolpert, und im Moment war er ein Verdächtiger.

Daniel saß gefesselt auf dem Boden, während die Beamten die Scheune durchstöberten. Sie durchkämmten die Käfige, die verstreuten Dokumente und die kruden Tabellen mit den genetischen Veränderungen. “Er war schon drinnen, als wir ankamen”, murmelte ein Beamter und sah ihn an. “Er könnte darin verwickelt sein.” Daniels Magen drehte sich um. Er wusste, dass es schlecht aussah.
In den nächsten Stunden beantwortete Daniel unerbittliche Fragen. Wie hatte er diesen Ort gefunden? Warum war er hier? Kannte er die Männer? Sein Herz klopfte bei jeder Antwort und er fürchtete, dass ein einziges falsches Wort ihn in etwas verwickeln könnte, an dem er nicht beteiligt war. Aber die Wahrheit hatte Bestand.

Nachdem die Beamten seine Angaben überprüft und seine Geschichte bestätigt hatten, nahmen sie ihm schließlich die Handschellen ab. “Sieht so aus, als wären Sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen”, gab der Detective zu. Daniel atmete scharf aus, sein ganzer Körper zitterte. Erleichterung machte sich in ihm breit – aber auch Erschöpfung. Endlich war es vorbei.
Tage später kehrte Daniel in Dr. Monroes Klinik zurück, sein Name war reingewaschen. Er starrte auf den sich erholenden Welpen und fühlte etwas, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte – Gewissheit. Diese kleine Kreatur war fast allein im Wald gestorben, doch irgendwie hatte sie überlebt. Genau wie er. Ohne zu zögern unterschrieb er die Adoptionspapiere.

“Du verdienst einen richtigen Namen”, murmelte er. “Wie wäre es mit… Chance?” Der Welpe wedelte mit dem Schwanz. Dr. Monroe lächelte, als Daniel Chance in seine Arme schloss. Zum ersten Mal seit Tagen fiel die Last auf seinen Schultern ab. Der Wald hatte sie beide fast verschluckt, aber am Ende hatte er sie hierher geführt – zu einem Neuanfang. Als Daniel nach draußen trat, holte er tief Luft. Endlich waren sie frei.