Tanner wusste, worauf er sich einließ, schließlich war die Fahrt durch die tückischen Weiten des arktischen Ozeans einer der gefährlichsten Jobs der Welt. Aber selbst dieses Wissen hatte ihn nicht auf das vorbereitet, was auf ihn zukam.

Was als unheimlich ruhiger Morgen auf dem Meer begann, verwandelte sich innerhalb weniger Augenblicke in einen Albtraum, als ein plötzlicher heftiger Ruck das Boot erschütterte und die Ruhe zerstörte. Mallorys Instinkte setzten ein, und seine geübten Hände hielten das Steuer fest.

Die drei Fischer wussten nicht, dass das Meer eine Überraschung für sie bereithielt, eine, die alles auf die Probe stellen würde, was sie in ihren Jahren auf dem Wasser gelernt hatten. Sie wussten nicht, dass dieser Tag den Verlauf ihres Lebens für immer verändern würde.

Mallory, Tanner und Jacob stammten aus der kleinen, zerklüfteten Stadt Frosthaven, einem Ort so weit im Norden, dass die Sonne während der langen Wintermonate kaum den Horizont streift. Die drei angelten zusammen, seit sie alt genug waren, um eine Angel zu halten.

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Vor ein paar Monaten, nach ein paar Drinks in der Kneipe, beschlossen sie, ihr eigenes Angelgeschäft zu eröffnen und legten ihre Ersparnisse zusammen, um ein Boot und die nötige Ausrüstung zu kaufen. Es war ein bescheidenes Unternehmen, aber es gehörte ihnen, und sie waren stolz darauf.

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In aller Herrgottsfrühe stachen sie in See und fuhren durch die eisigen Gewässer, in der Hoffnung, ein paar Schneeforellen oder Lachse zu fangen. Wenn sie Glück hatten, konnten sie auch ein paar Krebse an Land ziehen, ein lukrativer Bonus, der die harten Tage lohnte.

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Es war ein Tag wie jeder andere. Die See war ruhig, der Himmel klar, und in der Luft lag eine gewisse Vorfreude auf den Fang des Tages. Mallory, mit seinem struppigen Bart und seiner wettergegerbten Haut, hielt seine Augen auf den Horizont gerichtet, immer auf der Hut vor den Eisbergen, die wie Gespenster durch die eisigen Gewässer trieben.

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Der Wind heulte um sie herum und peitschte ihnen die eisige Gischt des Meeres ins Gesicht, während Jacob und Tanner mit den Fischernetzen kämpften. Sie waren seit dem Morgengrauen unterwegs, die Kälte biss ihnen in die Finger, aber die Aussicht auf einen guten Fang hielt sie in Bewegung.

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Die Arktis hatte sich in ihrem Leben verändert, das Eis schmolz jedes Jahr schneller und schuf neue Gefahren an einem Ort, der ohnehin schon unbarmherzig war. Das Boot schaukelte sanft, während sie ihren Aufgaben nachgingen, ein Rhythmus, den sie seit ihrer Kindheit kannten.

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Es war ein ruhiger Morgen, der einen in dem Glauben wiegt, dass die See ruhig ist und nichts schief gehen kann. Bis plötzlich ein heftiger Ruck das Boot erschütterte. Jakob war der Erste, der die Veränderung bemerkte, ein plötzliches Zittern, das wie ein elektrischer Schlag durch das Boot ging.

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Tanner, der mit den Leinen beschäftigt war, fluchte leise vor sich hin und stolperte, als das Boot auf die Seite kippte. Mallory riss den Kopf hoch und sah mit zusammengekniffenen Augen auf das Wasser vor ihm. “Ruhig, Jungs!” Mallorys Stimme durchbrach die steigende Spannung, ein Fels in der Brandung.

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Eine gefühlte Ewigkeit lang kämpfte Mallory gegen die Elemente an, seine Knöchel waren weiß, als er das Steuerrad gegen die Wellen festhielt. Das Boot neigte sich gefährlich zur Seite, und dann gelang es Mallory mit einer letzten, verzweifelten Drehung, sie aus dem Chaos herauszuziehen.

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Mallory stieß einen langen, zittrigen Atemzug aus, während Jacob und Tanner, beide blass und mit großen Augen, sich langsam von ihrem Platz erhoben, an dem sie sich gegen die heftigen Bewegungen des Bootes abgestützt hatten. Die drei Männer tauschten Blicke aus, und die unausgesprochene Frage hing in der Luft: Was war gerade passiert?

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Sie setzten sich gemeinsam in Bewegung und traten auf das Deck, um die Situation zu begutachten. Doch der Anblick, der sich ihnen bot, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Ein kolossaler Eisberg ragte vor ihnen auf, dessen schiere Größe kaum zu fassen war.

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Er überragte das Wasser, eine massive Wand aus Eis, die sich endlos in alle Richtungen zu erstrecken schien. Der Eisberg war leicht so groß wie Frosthaven selbst. Angesichts seiner schieren Größe dankten die drei Männer dem Himmel, dass sie in Sicherheit waren.

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Während sie ehrfürchtig auf den Eisberg starrten, fiel Jacob etwas ins Auge. Am äußersten Rand des Eises, genau dort, wo es zum Wasser hin abzufallen begann, bewegte sich etwas. Er blinzelte, und der Atem blieb ihm im Hals stecken, als er versuchte, die Gestalt zu erkennen.

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Tanner stellte das Fernglas ein, und sein Puls beschleunigte sich, als er die ferne Gestalt fokussierte. Die Gestalt war klein und bewegte sich langsam über das Eis, kaum sichtbar vor dem blendenden Weiß des Eisbergs. In seinem Kopf kreisten die Möglichkeiten – war es eine Robbe?

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Mit einem scharfen Atemzug senkte er das Fernglas und wandte sich an die anderen, seine Stimme klang ungläubig. “Es ist ein Eisbärenjunges… gestrandet auf dem Eis.” Die drei Männer standen fassungslos da und starrten auf die kleine, zitternde Gestalt des Eisbärenjungen.

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Der Anblick des hilflosen Tieres, das sich so klein und zerbrechlich gegen die riesige Eisfläche abhob, weckte etwas in ihnen – den Drang zu helfen, dieses unschuldige Leben vor einem grausamen Schicksal zu bewahren. “Wir können es nicht einfach da liegen lassen”, sagte Jacob, dessen Stimme vor Rührung klang.

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Die anderen nickten, die Entscheidung war ohne ein Wort gefallen. Sie würden das Jungtier retten, egal wie hoch das Risiko war. Mallory, die immer die Vorsichtige war, übernahm wieder das Ruder und steuerte das Boot vorsichtig näher an den Eisberg heran.

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Während sie durch das eisige Labyrinth navigierten, verließen ihre Augen nie die kleine Gestalt auf dem Eis. Als sie näher kamen, wurde das ganze Ausmaß des Eisbergs noch erschreckender. Seine gewaltigen Eiswände reichten weit über das Deck ihres Bootes hinaus.

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Das Jungtier hockte hoch oben auf einem Felsvorsprung, und sein kleiner Körper zitterte vor Angst. Der Spalt zwischen dem Eis und dem Boot war zu groß und zu gefährlich, als dass das Jungtier einen Sprung wagen konnte. Die Realität der Situation traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Wie sollten sie es erreichen?

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“Das wird nicht einfach werden”, murmelte Mallory. Jakobs Stirn legte sich besorgt in Falten, als er den Eisberg betrachtete. “Wir können ihn nicht einfach liegen lassen”, sagte Tanner, und in seiner Stimme lag Entschlossenheit. Er sah sich auf dem Schiff um, sein Verstand arbeitete schnell. “Wir müssen hinaufklettern.”

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Mallory und Jacob tauschten besorgte Blicke aus. “Das ist Wahnsinn, Tanner”, sagte Mallory mit besorgter Stimme. “Diese Eiswände sind instabil. Eine falsche Bewegung, und du landest im Wasser oder noch schlimmer.” Jacob nickte zustimmend, seine Miene war angespannt.

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Doch Tanner war bereits in Bewegung, sammelte Angelzeug und Seile ein, sein Gesicht war von grimmiger Entschlossenheit geprägt. Seine Hände bewegten sich zielstrebig, als er begann, einen behelfsmäßigen Eispickel zu basteln und die Seile an ein paar robuste Angelhaken zu binden.

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Damit betrat Tanner das Eis und testete sein Gewicht, bevor er sich an den Aufstieg wagte. Die anderen sahen mit klopfendem Herzen zu, wie er langsam die eisige Wand hinaufkletterte, wobei sich die behelfsmäßigen Haken mit jedem mühsamen Zug in die Oberfläche gruben.

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Der Weg war tückisch, das Eis glitschig und unberechenbar, aber Tanner bewegte sich mit steter Entschlossenheit, angetrieben von dem verzweifelten Wunsch, das Jungtier zu erreichen. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte Tanner die Kante des Eisbergs.

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Er blickte auf das winzige Eisbärenjunge. Das kleine Wesen kauerte auf dem Eis, sein Fell war durchnässt und verfilzt, seine Augen waren vor Angst und Erschöpfung geweitet. Es war kleiner, als Tanner es sich vorgestellt hatte, und zitterte unkontrolliert in der eisigen Luft.

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“Hallo, Kleiner”, murmelte Tanner mit leiser, beruhigender Stimme. Das Jungtier blickte mit ängstlichen Augen zu ihm auf, aber in seinem Blick lag auch ein Hauch von Vertrauen. Vorsichtig öffnete Tanner den Reißverschluss seiner Jacke, so dass ein warmer, schützender Kokon für das Jungtier entstand.

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Mit einer vorsichtigen Bewegung hob er den kleinen, zitternden Körper hoch und steckte ihn in seinen Mantel, wobei er seinen schnellen Herzschlag an seiner Brust spürte. Das Jungtier schmiegte sich wärmesuchend an ihn, und Tanner spürte, wie sein Zittern langsam nachließ.

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Gerade als Tanner das Jungtier festhielt, peitschte eine scharfe Windböe über den Eisberg und versetzte ihm einen eisigen Stich ins Gesicht. Er blickte nach oben und sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er dunkle Wolken sah, die schnell heranrollten und die Sonne verdunkelten.

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Ein Schneesturm braute sich zusammen, und das Meer brach plötzlich in ein Getöse aus heulendem Wind und wirbelndem Schnee aus, das Tanner nicht erwartet hatte. Innerhalb von Sekunden verschwand die Welt um ihn herum, verschlungen von einer blendend weißen Wut.

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Eine Welle der Angst erfasste Tanner, als ihm der Gedanke kam, dass die Mutter des Jungen in der Nähe war, versteckt im blendenden Schnee Sie könnte jeden Moment durch den Sturm stürmen und denken, er würde dem Jungen etwas antun. Die Vorstellung jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.

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Für einen kurzen Moment dachte Tanner daran, das Jungtier auszusetzen, es zurückzulassen, um sich selbst vor der unbekannten Gefahr zu retten. Aber die kleine, zitternde Gestalt des Jungen, die sich an seine Brust schmiegte, bestärkte ihn in seiner Entschlossenheit. Er konnte die hilflose Kreatur nicht im Stich lassen, nicht in diesem Sturm.

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Der Wind dröhnte in seinen Ohren und peitschte aus allen Richtungen auf ihn ein, so dass es unmöglich war, mehr als ein paar Meter weit zu sehen. Er klammerte sich an den zerklüfteten Felsen des Felsvorsprungs und versuchte mit aller Kraft zu verhindern, dass er weggefegt wurde.

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Tanner blinzelte durch den Schneesturm und versuchte, das Boot zu finden. Aber der Schnee war so dicht, so unerbittlich, dass er alles verschluckt hatte, was ihm in den Weg kam, einschließlich seines einzigen Fluchtweges. Die Zeit schien sich endlos zu dehnen, während Tanner auf dem eisigen Felsvorsprung kauerte und der Sturm um ihn herum tobte.

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Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, begann der Sturm nachzulassen. Der Wind ließ nach, der Schnee hörte auf, ihn unerbittlich anzugreifen. Tanner, zitternd und erschöpft, wagte einen Blick nach oben und betete, dass das Boot aus dem sich auflösenden Sturm auftauchen würde.

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Doch als sich der letzte Schnee gelegt hatte, wurde die Landschaft um ihn herum scharf – und Tanner sank das Herz in die Hose. Das Boot war verschwunden. Die Stelle, an der es gestanden hatte, war nur noch ein Stück eisiges Wasser, das vom Sturm aufgewühlt wurde.

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Tanners Augen suchten verzweifelt den Horizont ab, auf der Suche nach einem Zeichen seiner Freunde, aber da war nichts. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammer – er war allein, gestrandet auf einem riesigen Eisberg mit nichts als einem winzigen Eisbärenjungen und der unbarmherzigen arktischen Wildnis.

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Tanner fühlte sich wie gelähmt durch das schiere Gewicht seiner Situation. Die Kälte sickerte durch seine Kleidung und ließ ihn bis auf die Knochen frieren, aber es war die Angst um sein Leben, die ihn wirklich erstarren ließ. Sein Verstand raste, er suchte nach einem Plan, der ihn aus diesem Alptraum befreien könnte.

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Aber alles, woran er denken konnte, war die riesige, leere Eisfläche, die sich in alle Richtungen erstreckte, und das Boot – seine einzige Rettung – war spurlos verschwunden. Der kleine Welpe drückte sich enger an ihn, seine Wärme war ein kleiner Trost gegen die überwältigende Angst.

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Tanner drückte seine Augen zu und zwang sich, langsam und tief zu atmen. Er konnte es sich nicht leisten, in Panik zu geraten, nicht jetzt. Sein Geist begann sich zu klären, und ein einziger Gedanke drängte sich in den Vordergrund: Er musste das Boot finden!

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Es war seine einzige Chance zu überleben. Wenn es im Sturm abgetrieben war, war es vielleicht – nur vielleicht – noch in der Nähe, irgendwo am Rande des Eisbergs versteckt. Mit neuer Entschlossenheit richtete Tanner seinen Griff an dem Jungen aus und setzte sich in Bewegung.

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Er ging am Rande des Eisbergs entlang, tastete den Horizont mit verzweifelten Augen ab und hoffte inständig, dass das Boot wieder auftauchen würde, dass er Mallory und Jacob sehen würde, die ihm aus der Ferne zuwinkten. Aber die Stunden zogen sich hin, und die Landschaft blieb unverändert.

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Das Boot war nirgends zu sehen. Seine Beine wurden schwer, jeder Schritt fiel ihm schwerer als der vorherige, denn die bittere Kälte zehrte an seinen Kräften. Die Sonne senkte sich immer mehr dem Horizont entgegen und warf lange Schatten auf das Eis.

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Mit jeder Minute, die verstrich, schwand die Hoffnung von Tanner. Das Boot war weg – kein Zeichen davon, keine Spur von seinen Freunden. Die Erkenntnis lastete schwer auf ihm und verlangsamte seine Schritte, bis er schließlich zum Stehen kam und auf die gefrorene Einöde starrte.

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Er war allein, wirklich allein, an einem der unwirtlichsten Orte der Erde. Doch gerade als ihn die Verzweiflung zu packen drohte, bemerkte Tanner etwas – eine schwache, unnatürliche Form, die sich von der weißen Landschaft abhob. Wenn er die Augen zusammenkniff, konnte er in der Ferne ein viereckiges Gebilde ausmachen.

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Tanners Herz pochte, als er seinen Blick auf das ferne Bauwerk richtete, ein Flackern der Hoffnung durchbrach die kalte Taubheit, die sich über ihn gelegt hatte. Jeder Schritt war eine Anstrengung, aber der Anblick des Gebäudes trieb ihn vorwärts.

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Als er das Gebäude endlich erreicht hatte, hielt Tanner inne, um den Anblick zu genießen, der sich ihm bot. Es war eine alte Wetterstation, oder das, was von einer solchen übrig geblieben war. Sie war halb im Schnee versunken, und die Wände waren von Rost und Abnutzungserscheinungen durch die jahrelange Einwirkung der Elemente gezeichnet.

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Tanner zögerte einen Moment, die unheimliche Stille drückte auf ihn ein, während er überlegte, was sich darin befinden könnte. Aber die Sonne ging schnell unter, und er brauchte eine Zuflucht, um die raue arktische Nacht zu überstehen. Mit einem tiefen Atemzug stieß er die Tür auf und trat ein.

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Im Inneren der Wetterstation lag der Geruch von Rost und Verfall in der Luft. Das schwache Licht, das durch die frostbedeckten Fenster fiel, offenbarte einen Raum, der längst in Vergessenheit geraten war. Alte, verrostete Maschinen säumten die Wände, deren einst glänzende Oberflächen nun durch jahrelange Vernachlässigung abgestumpft waren.

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Tanners Atem hing in der Luft, als er den Anblick auf sich wirken ließ. Dieser Ort war ein Grab, aber er war auch seine einzige Chance, die Nacht zu überleben. Die Kälte nagte an seinen Knochen, und Tanner wusste, dass er etwas finden musste, um sich und das Junge warm zu halten.

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Sein Blick fiel auf einen Stapel alter Planen in der Ecke, steif von der Kälte, aber noch brauchbar. Als Tanner die Plane um sich und das Jungtier wickelte, spürte er ein kleines Maß an Wärme, das jedoch bei weitem nicht ausreichte, um die beißende Kälte vollständig abzuwehren.

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Die Ereignisse des Tages hatten ihn ausgelaugt, und jetzt, in der relativen Sicherheit der Wetterstation, spürte er, wie die Müdigkeit wie eine Welle über ihn hereinbrach.

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Gerade als er in einen unruhigen Halbschlaf abzudriften begann, erregte etwas seine Aufmerksamkeit – ein schwaches, kaum wahrnehmbares Geräusch, das in dem stillen Raum fehl am Platz schien. Zuerst hielt Tanner es für den Wind, oder vielleicht spielte ihm sein müder Geist einen Streich.

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Aber als die Sekunden verstrichen, blieb das Geräusch bestehen – ein leises, gleichmäßiges Rauschen, wie das schwache Brummen eines alten Radios, das um ein Signal ringt. Tanners Herz begann zu rasen, und sein Puls beschleunigte sich, als er angestrengt zuhörte. Hatte er sich das nur eingebildet?

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Schließlich war hier niemand außer ihm und dem Jungtier. Doch das Rauschen wurde lauter und durchbrach die Stille mit einer unheimlichen Beharrlichkeit, die seine Nerven strapazierte. Tanner setzte sich auf, sein Körper spannte sich vor Hoffnung und Angst an.

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Vielleicht kann er hier ein funktionierendes Funkgerät finden. Tanner ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach etwas, das das Geräusch verursachen könnte. Und dann sah er es – eine Tür am anderen Ende des Raumes, die teilweise von Schatten verdeckt war.

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Tanner zögerte einen Moment an der Schwelle, seine Hand ruhte auf dem Türgriff, als das Rauschen lauter wurde. Er holte tief Luft und stählte sich, bevor er die Tür aufzog. Zu seiner Überraschung gab sie den Blick auf eine schmale Treppe frei, die in die Dunkelheit hinabführte.

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Vorsichtig ging Tanner die Treppe hinunter, jede Stufe knarrte unter seinen Füßen. Sein Herz pochte bei jedem Schritt in seiner Brust. Aber der Gedanke an ein funktionierendes Funkgerät, eine Rettungsleine zur Außenwelt, trieb ihn weiter.

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Das Rauschen wurde lauter, je weiter er hinabstieg, und Tanner erkannte, dass es direkt von unten kam. Die Treppe endete in einem kleinen, schwach beleuchteten Keller, dessen Wände mit alten, rostigen Geräten und Regalen mit vergessenen Vorräten vollgestopft waren.

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Und dann, im schummrigen Licht des Kellers, sah Tanner ihn – einen Mann, abgemagert und ungepflegt, der neben einem ramponierten Radiogerät stand. Die Kleidung des Mannes war schmutzig, abgenutzt vom jahrelangen Gebrauch, und sein Gesicht war von einem dichten, widerspenstigen Bart bedeckt.

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Seine Augen waren vor Schreck geweitet, seine Haut blass und abgemagert, als hätte er seit Jahren kein Sonnenlicht mehr gesehen. Einen Moment lang starrten sich die beiden nur an, keiner von ihnen war in der Lage, die Realität der Situation zu verarbeiten.

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Es herrschte eine lange Stille, die nur durch das Knistern des Radios unterbrochen wurde, bis sich schließlich die Miene des Mannes verzog. Sein Gesicht verzerrte sich in einer Mischung aus Freude und Trauer, und er sank auf die Knie, wobei ihm Tränen über die schmutzigen Wangen liefen.

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“Oh, Gott sei Dank”, stieß der Mann zwischen Schluchzern hervor, seine Stimme war heiser und gebrochen. “Ich dachte, ich würde nie wieder eine Seele sehen.” Er blickte mit einer Mischung aus Schock und Dankbarkeit zu Tanner auf. “Ich war so lange allein hier… Ich dachte, ich würde den Verstand verlieren.”

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Tanner machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne, noch immer den Schock verarbeitend, einen anderen Menschen an diesem trostlosen Ort zu finden. “Ich bin Tanner”, sagte er schließlich mit zittriger, aber freundlicher Stimme. Er zögerte, dann fügte er hinzu: “Wer sind Sie? Was ist hier passiert?”

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Der Mann nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug. “Ich bin Iqaluk”, sagte er. “Ich bin ein Inuit, aus einem Dorf im Norden. Ich kam mit drei Wissenschaftlern auf einer Expedition hierher. Sie brauchten jemanden, der weiß, wie man unter diesen Bedingungen überlebt, und heuerten mich an, um ihnen zu helfen.”

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Tanner hörte aufmerksam zu, als Iqaluk fortfuhr: “Wir sollten nach einem Jahr nach Hause zurückkehren, aber das Schiff ist nie gekommen. Zuerst dachten wir, es hätte sich nur verspätet. Aber aus Tagen wurden Wochen, und dann Monate. Die Wissenschaftler waren auf das, was dann kam, nicht vorbereitet.”

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“Unsere Rationen und medizinischen Vorräte gingen langsam zur Neige, und bald erlagen sie Krankheiten und dem rauen Wetter.” Iqaluk wischte sich die Tränen ab. “Ich bin jetzt seit fast einem Jahr hier. Ich lebte von dem, was ich finden konnte, und durchstöberte alles, was übrig war.”

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“Jeden Tag habe ich versucht, dieses Funkgerät zu bedienen, in der Hoffnung, dass mich jemand findet. Aber ich bin keine Wissenschaftlerin. Ich hatte jede Hoffnung verloren, in diesem Leben noch einen Menschen zu sehen.” Sagte Iqaluk zu Tanner, seine Stimme war kaum höher als ein Flüstern.

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Tanner erzählte Iqaluk von den Ereignissen des Tages und fuhr fort: “Iqaluk, ich weiß, dass du versucht hast, dieses Funkgerät zum Laufen zu bringen, und ich bin kein Experte, aber ich glaube, ich kann es versuchen. Vielleicht… vielleicht kann ich meine Freunde erreichen oder zumindest ein Signal aussenden.”

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Iqaluk nickte, seine Hoffnung wurde durch Tanners Entschlossenheit neu entfacht. Tanners Hände zitterten leicht, als er begann, die Regler einzustellen, das Rauschen knisterte und zischte, als er mit den Reglern herumspielte und versuchte, die richtige Frequenz zu finden. Zuerst war es nur ein Rauschen.

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Aber er versuchte immer wieder, mit dem Funkgerät des Schiffes Kontakt aufzunehmen, und gab nicht auf. Und dann, ein Aufflackern von etwas – ein schwaches Signal, eine Stimme, die das Rauschen durchbrach. Tanner blieb der Atem im Hals stecken, als er die Frequenz feinabstimmte, und sein Puls beschleunigte sich vor Hoffnung.

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“Hier ist Tanner”, sagte er mit zittriger, aber klarer Stimme. “Mallory, Jacob – wenn ihr mich hören könnt, ich bin in einer alten Wetterstation. Ich habe hier jemanden bei mir. Wir senden ein SOS aus. Bitte … bitte antwortet.”

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Es herrschte einen Moment lang eine quälende Stille, und dann hörte Tanner durch das knisternde Rauschen hindurch eine Stimme – Mallorys Stimme. “Tanner! Gott sei Dank! Wir haben den ganzen Tag nach dir gesucht. Halte durch, wir kommen und retten dich bei Sonnenaufgang.”

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Erleichterung überschwemmte Tanner wie eine Welle, seine Knie gaben fast nach, als er einen Atemzug ausstieß, von dem er nicht wusste, dass er ihn angehalten hatte. Iqaluks Augen füllten sich wieder mit Tränen, aber diesmal waren es Tränen der Freude, der überwältigenden Erleichterung. Sie hatten es geschafft. Sie würden gerettet werden!

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Die beiden Männer verbrachten die Nacht zusammengekauert im Keller, das Eisbärenbaby zwischen ihnen, um sich zu wärmen. Sie sprachen leise miteinander, tauschten Geschichten aus, ihre Worte waren ein Trost gegen die Kälte, die durch die Wände drang.

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Als der Morgen endlich anbrach, breitete sich ein fahles Licht über dem Eis aus und warf lange Schatten auf die gefrorene Landschaft. Tanner und Iqaluk bereiteten sich darauf vor, die Wetterstation zu verlassen, das Eisbärenjunge immer noch sicher in Tanners Jacke gebettet.

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Als sie die Kante erreichten, sahen sie sie – Mallory und Jacob, die mit dem Rettungsteam in ihren Booten standen. Mallory war der Erste, der sie sah, und hob triumphierend den Arm. “Tanner!”, rief er, und seine Stimme hallte über das Eis.

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Tanners Herz schlug höher, als er die Freude in den Gesichtern seiner Freunde sah, deren Erleichterung sich mit der seinen deckte. Als sie die Boote erreichten, zog Mallory Tanner in eine enge Umarmung, und seine Stimme klang voller Rührung. “Wir haben uns solche Sorgen gemacht”, murmelte er, und seine Augen waren glasig vor lauter unverdauten Tränen.

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Als die Boote ablegten und den Eisberg hinter sich ließen, blickte Tanner ein letztes Mal zurück, die Erinnerungen an ihre Tortur waren noch frisch in seinem Gedächtnis. Er warf einen Blick auf Iqaluk, der mit einem friedlichen Gesichtsausdruck auf den Horizont blickte.

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