Jacob beugte sich über den Bildschirm, sein Kiefer war fest entschlossen. Er musste Recht haben. Die Zeichen, die Zufälle – das war alles zu viel, um es zu ignorieren. Seine Drohne schwebte über dem dichten Wald, und auf dem Bildschirm war nichts als ein endloses Meer von Bäumen zu sehen. Zweifel nagten an ihm. Hatte er Geister gejagt?

Dann – Bewegung. Sein Atem stockte, als etwas auf dem Monitor aufflackerte. Mit klopfendem Herzen zoomte er heran, wobei seine Finger leicht zitterten. Da war es. Ein kalter, unbestreitbarer Beweis. Erleichterung durchströmte ihn, aber sie war nur von kurzer Dauer. Irgendetwas stimmte nicht. Das Bild wurde schärfer und enthüllte ein erschreckendes Detail, das er nicht erwartet hatte.

Jacobs Magen drehte sich um. Sein Triumph verwandelte sich in Entsetzen, als er verarbeitete, was er sah. Sein Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, kalter Schweiß prickelte auf seiner Haut. Das war nicht nur der Beweis dafür, dass er Recht hatte – es war etwas viel, viel Schlimmeres.

Jacob saß starr im Warteraum der Polizeiwache, seine Finger trommelten unruhig auf sein Notebook. Die Minuten zogen sich unerträglich in die Länge, die Luft war dick mit dem Gestank von altem Kaffee und Gleichgültigkeit. Er wartete schon seit über einer halben Stunde und beobachtete die Beamten, die an ihm vorbeigingen, als wäre er unsichtbar. Niemanden interessierte es. Keiner glaubte ihm.

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Zähneknirschend richtete er sich auf und ging zur Rezeption. “Hey”, sagte er und versuchte, die Frustration aus seiner Stimme herauszuhalten. “Würden Sie mir bitte zuhören, was ich zu sagen habe? Schreiben Sie einfach meinen Bericht.” Sein Puls pochte in seinen Ohren, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben.

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Der Beamte stieß einen langsamen, müden Seufzer aus und sah schließlich mit müden Augen zu Jacob auf. “Hör zu, Junge”, sagte er mit flacher Stimme. “Weißt du, wie viele verrückte Geschichten wir jeden Tag hören? Wenn ich für jeden ‘Schatten im Wald’ oder jede ‘mysteriöse Gestalt’ einen Bericht schreiben müsste, hätten wir keine Zeit für echte Verbrechen. Bringen Sie mir etwas Handfestes – vielleicht nimmt Sie dann jemand ernst.”

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Jacob schluckte schwer und ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken. Die Worte trafen ihn härter, als er erwartet hatte. Er hatte keine Beweise – nur seinen Instinkt, seine Nachforschungen und die unbestreitbare Gewissheit, dass er sich nicht irrte. Seine Fäuste ballten sich. Er hatte gesehen, was er gesehen hatte. Und wenn ihm sonst niemand glaubte, würde er es selbst beweisen müssen.

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Jacob seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, bevor er sich vom Stuhl erhob. Die Worte des Polizisten klangen noch immer in seinem Kopf, als er sich auf den Weg aus dem Revier machte. Er kletterte in sein Auto und schlug die Tür zu. Der Motor dröhnte, und er fuhr auf die leere Straße, während seine Gedanken rasten.

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Glendale war eine kleine, gebirgige Stadt, in der der Wald nicht nur eine Kulisse war, sondern eine Lebensweise. Jacob war inmitten von Bäumen aufgewachsen, seine Eltern waren beide Förster. Er kannte jeden versteckten Pfad, jedes Flüstern, das der Wind trug. Jetzt fühlte sich der Wald zum ersten Mal fremd an. Irgendetwas stimmte nicht.

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Seine Finger verkrampften sich am Lenkrad, als seine Gedanken zurück zum letzten Monat wanderten. An jenem Morgen war er bei seinem Routinejogging auf eine defekte Überwachungskamera gestoßen. Das Gehäuse war gesprungen, das Objektiv zersplittert. Er runzelte die Stirn, nahm es aber gelassen hin und dachte, ein Tier hätte sie heruntergeworfen. Er war so naiv gewesen.

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Aber das war keine einmalige Sache gewesen. In den nächsten Tagen bemerkte er ungewöhnliche Anzeichen – zertrampeltes Unterholz, unter Laub versteckte provisorische Lagerplätze, über den Boden verstreute Zigarettenstummel. Er nahm an, dass unvorsichtige Wanderer sie zurückgelassen hatten, aber irgendetwas stimmte nicht. Das Gefühl des Unbehagens wurde immer stärker.

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Dann fand er den Kadaver. Es waren nicht die Überreste eines Tieres, das von einem Raubtier erlegt worden war – Jacob hatte in der Wildnis genug gesehen, um das zu erkennen. Die Wunden waren zu präzise, unnatürlich. Der Körper war ausgesetzt und nicht verzehrt worden. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Irgendetwas Unheimliches geschah in diesem Wald.

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Die endgültige Bestätigung kam, als er das Geräusch hörte. Ein scharfes, gequältes Heulen schnitt durch die Bäume während eines seiner morgendlichen Läufe. Es wirkte ganz und gar nicht natürlich. Es war verzweifelt, schmerzhaft. Sein Herz pochte, als er dem Geräusch folgte, aber als er ankam, war es still geworden.

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Jacob war sofort zu den Förstern gegangen und hatte ihnen alles erzählt – die kaputte Kamera, den Kadaver, die seltsamen Geräusche. Er hatte Besorgnis, Dringlichkeit erwartet. Stattdessen wiesen sie ihn ab. “Wahrscheinlich nur ein Jäger auf der Durchreise”, hatte einer gesagt. Ein anderer lachte: “Du verbringst zu viel Zeit in den Wäldern, Jacob.”

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Jetzt, als er an den hoch aufragenden Bäumen vorbeifuhr, kochte die Frustration unter seiner Haut. Er wusste, was er gesehen hatte. Er kannte die Anzeichen. Wenn es sonst niemand ernst nahm, dann hatte er keine Wahl – er würde in den Wald zurückkehren. Und dieses Mal würde er nicht ohne Beweise gehen.

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Seit diesem Tag war Jacob regelmäßig zur Polizeiwache zurückgekehrt, in der Hoffnung, dass endlich jemand zuhören würde. Aber jedes Mal wurde er mit abschätzigen Blicken, halbherzigem Nicken und höflichen Ablehnungen empfangen. Für sie war er nur ein weiterer erfolgloser Journalist auf der Suche nach einer Sensationsstory. Aber das war nicht der Grund, warum er dies tat.

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Der Wald war sein Zuhause. Nach dem Tod seiner Eltern war er alles, was ihm von seiner Kindheit geblieben war, der einzige Ort, an dem er sich noch mit ihnen verbunden fühlte. Es war unerträglich zu sehen, wie die Stille des Waldes mit Leid gefüllt wurde. Er war nicht auf der Jagd nach einer Schaufel – er versuchte zu schützen, was ihm am wichtigsten war.

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In dieser Nacht lag Jacob wach und starrte an die Decke, während sein Verstand aufgewühlt war. Er brauchte Beweise – etwas Unbestreitbares. Aber wie? Seine Theorien reichten nicht aus. Er musste Beweise finden. Immer und immer wieder ging er alles durch, was er gesehen hatte, jedes Zeichen, jedes Geräusch, und suchte nach einer Möglichkeit, jemanden dazu zu bringen, ihm zu glauben.

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Am nächsten Morgen kehrte er, von Verzweiflung getrieben, in den Wald zurück. Er verfolgte seine Schritte zurück und besuchte jede Stelle, an der er Anzeichen für ein Eindringen gefunden hatte. Aber es war, als hätte der Wald die Spuren verwischt. Die Lagerplätze waren verschwunden. Der Kadaver war verschwunden. Es war, als wäre nie etwas geschehen.

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Frustration krallte sich in seine Brust. Jede Spur war verschwunden, und ohne Beweise war er nur ein weiterer paranoider Mann, der über Schatten im Wald schimpfte. Er brauchte etwas Handfestes, etwas Unwiderlegbares. Und dann traf ihn die Idee wie ein Blitzschlag – er brauchte eine Drohne.

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Jacob eilte in die Stadt und steuerte direkt auf den Jagdladen zu. Er gab seine Ersparnisse für das beste Modell aus, das er sich leisten konnte, eine hochauflösende Kamera, die an einem schlanken, leichten Rahmen befestigt war. Das war es. So würde er alles beweisen können.

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Als er die Drohne für ihren ersten Flug einrichtete, war er sehr aufgeregt. Gespannt betrachtete er den Bildschirm, auf dem das Gerät hoch über den Baumwipfeln schwebte und ihm eine Perspektive bot, die er noch nie zuvor gehabt hatte. Doch als er das Bildmaterial überflog, ließ seine Begeisterung nach. Da war nichts – nur endlose Bäume und wilde Tiere, die ihrem Tag nachgingen.

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Tagelang wiederholte er den Vorgang, schickte die Drohne über verschiedene Teile des Waldes, beobachtete jeden Schatten, jede Bewegung. Aber das Ergebnis war immer dasselbe. Bäume. Vögel. Ein umherstreifendes Reh. Nichts Verdächtiges. Seine Frustration wurde immer größer. Er wechselte den Standort, änderte seine Flugrouten, aber das Bildmaterial blieb dasselbe. Je länger er suchte, desto dümmer kam er sich vor.

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Seine Geduld ging langsam zu Ende. Nachts sah er sich die Aufnahmen an, und seine Augen brannten vom stundenlangen Starren auf den Bildschirm. Hatte er sich wirklich etwas eingeredet, was nicht da war? Jeder Tag, der ohne Ergebnis verging, ließ seine Gewissheit schwinden. Ihm ging die Zeit aus – und die Hoffnung.

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Dann, eines Morgens, zögerte er, bevor er die Drohne startete. Vielleicht war es sinnlos. Vielleicht hatte er Wochen damit vergeudet, einen Geist zu jagen. Aber er schob diese Zweifel beiseite und schickte das Gerät in die Luft. Ein letzter Versuch. Eine letzte Chance.

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Zuerst war es wie an jedem anderen Tag. Die Bäume dehnten sich endlos aus, der Wald war ungestört. Er seufzte und rieb sich die müden Augen. Doch dann – flackerte etwas auf dem Bildschirm auf. Sein Atem ging stoßweise. Er zoomte heran, sein Herz klopfte. Da war etwas. Etwas, das da nicht hingehörte.

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Sein Puls beschleunigte sich, als er die Kamera einstellte und versuchte, einen genaueren Blick zu erhaschen. Schatten bewegten sich unter den Bäumen, Bewegungen waren kaum zu erkennen. Und dann, zum ersten Mal seit Wochen, fühlte Jacob es – diesen scharfen, unmissverständlichen Ruck der Gewissheit.

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Jakobs Herz klopfte, als er endlich den Beweis hatte, den er brauchte. Da war es, ein kleiner, unter dem dichten Blätterdach versteckter Lagerplatz, der bestätigte, dass sich Menschen durch den Wald bewegt hatten. Erleichterung durchströmte ihn, aber sie war nur von kurzer Dauer. Etwas nagte an seinem Magen, als er weiter heranzoomte.

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Ekstatisch beugte er sich näher an den Bildschirm heran. Das war es – ein unwiderlegbarer Beweis. Doch als er das Bild schärfer stellte, schlug seine Aufregung in Entsetzen um. Gleich hinter dem Lagerplatz lag ein Elch auf dem Waldboden. Sein massiger Körper bewegte sich kaum, sein Atem ging langsam und schwerfällig.

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Jacob schluckte schwer, seine Kehle zog sich zusammen. Er manövrierte die Drohne, um sie näher heranzubewegen und einen besseren Blick zu erhaschen. Das Bein des Elchs hatte eine tiefe, frische und gezackte Wunde. Er hatte sich in etwas verfangen – vielleicht in einer Schlinge. Bei diesem Anblick drehte sich ihm der Magen um.

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Sein erster Instinkt war, alles zu dokumentieren. Er stellte die Kamera der Drohne so ein, dass er ein möglichst scharfes Bild bekam. Er musste den Rangern einen unwiderlegbaren Beweis zeigen. Das war es – das würde sie dazu bringen, ihm zu glauben. Doch als die Drohne näher kam, regte sich der Elch und riss die Augen auf.

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Im Handumdrehen drehte das Tier durch. Mit einem plötzlichen, verzweifelten Energieschub schlug es um sich und warf Schmutz und Blätter auf. Jacob hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor das massive Geweih heftig ausschlug. Mit einem kräftigen Schlag schickte der Elch die Drohne in die Luft. Jacobs Bildschirm flackerte, dann wurde er schwarz. Statisches Summen ertönte in seinen Ohren.

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Er schoss in die Höhe, sein Atem kam in schnellen, flachen Atemzügen. Sein einziger Beweis – weg. Der Elch hatte Schmerzen, und wenn er jetzt mit nichts als seinem Wort zu den Rangern ging, würden sie ihn wieder abweisen. Aber er konnte es nicht einfach dabei belassen. Die Wunde war schlimm, und das Tier würde ohne Hilfe nicht lange überleben.

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Jacob presste den Kiefer zusammen, hin- und hergerissen zwischen Logik und Instinkt. Er könnte zurück in die Stadt gehen und versuchen, die Ranger ohne Filmmaterial zu überzeugen, aber sie würden ihm nicht glauben. Er könnte auch versuchen, eine weitere Drohne zu fliegen, aber das würde zu viel Zeit kosten. Der Elch brauchte jetzt Hilfe. Jede Sekunde zählte.

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Sein Entschluss stand fest. Er schnappte sich seine Digitalkamera und eine Medikamentenbox, stopfte sie in seinen Rucksack und zog seine Stiefel an. Er wollte selbst in den Wald gehen. Kein Warten mehr, kein Zögern mehr. Er wollte nicht darauf warten, dass die Leute ihm glaubten, er würde den Elch selbst retten gehen.

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Jacob klappte die Karte auf einem Felsen auf und fuhr mit den Fingern die Stelle nach, an der er die Drohne zuletzt geflogen hatte. Der Lagerplatz war tief im Wald gelegen, an einem Ort, an den er sich noch nie gewagt hatte. Sein Magen zog sich zusammen. Er wusste, dass dies nicht nur eine Geschichte war – es war real, dringend. Er musste jetzt handeln.

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“Habe etwas im Wald gesehen. Ich gehe der Sache nach. Ruf die Polizei, wenn ich bis zum Abend nicht geantwortet habe.” Seine Finger schwebten über dem Sendeknopf, in seinem Inneren tobte ein Krieg. War das leichtsinnig? Dumm? Sein Magen kribbelte vor Angst, aber er drückte trotzdem auf Senden. Jemand musste es wissen, nur für den Fall, dass er es nicht zurückschaffte.

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Er schaltete die Ortungsfunktion seines Telefons ein, warf sich den Rucksack über die Schulter und trat in den Wald. Der Wald verschluckte ihn augenblicklich. Jeder Schatten fühlte sich wie eine Bedrohung an. Sein Herz pochte heftig, jeder Schritt fühlte sich schwerer an als der letzte. Er war sich nicht sicher, ob er mutig war oder sich direkt in die Gefahr begab.

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Zweifel überschatteten seine Tapferkeit. Er war ein Journalist, kein Held. Was, wenn er sich verirrte? Was, wenn er dem Elch nicht helfen konnte? Schlimmer noch – was, wenn derjenige, der das Lager errichtet hatte, immer noch dort war? Seine Hände zitterten, aber die Entschlossenheit siegte über die Angst. Er musste weitergehen.

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Der Waldboden war tückisch, Wurzeln schlängelten sich unter seinen Füßen wie Fallen. Mehr als einmal stolperte er, und sein Atem ging rasend schnell, als er weiterging. Je tiefer er kam, desto erstickender wurde die Stille. Es war nicht nur still, es war unnatürlich, als würde der Wald selbst den Atem anhalten.

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Er überprüfte erneut seine Karte. Er ging immer noch in die richtige Richtung, aber die bedrückende Stille nagte an ihm. Jedes Knacken eines Zweiges ließ seinen Puls in die Höhe schnellen. Die Bäume ragten hier höher, ihre dichten Äste verdrängten die letzten Lichtstrahlen. Dies war unbekanntes Terrain. Und er war völlig allein.

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Gerade als sich der Zweifel wieder einzuschleichen begann, durchbrach ein tiefes, gutturales Grunzen die Stille. Jacob erstarrte. Sein Atem stockte in der Kehle. Er drehte langsam den Kopf, tastete das dichte Gestrüpp ab, das Herz hämmerte gegen seine Rippen. Dann – ein weiteres Geräusch. Näher. Mühsamer. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

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Er schluckte den Angstkloß in seiner Kehle hinunter und schritt mit angespanntem Körper auf das Geräusch zu. Das Unterholz wurde dichter, Äste krallten sich in seine Kleidung, der Geruch von feuchter Erde erfüllte seine Lungen. Dann, durch das Gewirr von Blättern und Schatten, sah er es. Der Lagerplatz lag in Trümmern. Und daneben lag regungslos der Elch. Sein Brustkorb hob und senkte sich in ungleichmäßigen, mühsamen Atemzügen.

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Jakob blieb der Atem im Hals stecken, als er das massige Wesen vor sich sah. Er hatte schon öfter Elche gesehen, aber noch nie aus dieser Nähe. Die schiere Größe des Tieres war atemberaubend. Wie er da lag, verletzt und verletzlich, strahlte er immer noch Kraft aus. Ein tiefer, ängstlicher Respekt machte sich in seiner Brust breit.

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Der Elch stieß ein schwaches, klägliches Wimmern aus, und seine mühsamen Atemzüge zitterten durch seinen riesigen Körper. Jacobs Herz krampfte sich bei diesem Geräusch zusammen. Er litt Höllenqualen und war völlig hilflos. Er schluckte schwer und zwang sich, die Angst zu überwinden. Er musste helfen. Es war sonst niemand hier.

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Sein Blick fiel auf das Hinterbein des Tieres, wo eine grobe Falle aus Stacheldraht tief in sein Fleisch geschnitten hatte. Blut klebte an dem Metall und befleckte den Boden darunter. Jacobs Magen drehte sich vor Wut um. Jemand hatte das getan. Jemand hatte es leiden lassen.

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Er machte einen langsamen Schritt vorwärts und flüsterte mit beruhigender Stimme, wobei er versuchte, nicht bedrohlich zu wirken. Die dunklen Augen des Elchs starrten ihn an, groß und unsicher. Jeder Augenblick zog sich unerträglich in die Länge, als er sich mit zitternden Händen hinkniete und vorsichtig begann, den Draht, der um das Bein gewickelt war, abzuschneiden.

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Der Elch bewegte sich nicht, starrte ihn nur an, sein Blick war schwer vor Schmerz und stiller Verzweiflung. Jakobs Finger arbeiteten schnell, aber behutsam und lösten das Metall von dem verwundeten Fleisch. Die tiefen Wunden, die zurückblieben, verursachten ihm ein flaues Gefühl im Magen, aber wenigstens war das Schlimmste überstanden. Die Falle war verschwunden.

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Er griff in seinen Rucksack und holte seinen Verbandskasten heraus. Er war kein Tierarzt, aber er hatte seine Mutter oft genug gesehen, wie sie sich um verletzte Tiere kümmerte, um zu wissen, was zu tun war. Vorsichtig säuberte er die Wunde, wobei er zusammenzuckte, als der Elch vor Schmerz zitterte, und wickelte sie dann fest mit Mull ein.

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Als er fertig war, zögerte er und beobachtete den Elch. Er war schwach, zitterte, blutete aber nicht mehr. Langsam streckte er seinen Hals vor und leckte seine Hand ab, eine warme, raue Geste, die ihm einen Kloß im Hals verursachte. Als ob es sich bei ihm bedanken würde.

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Jacob atmete zittrig aus und wandte seine Aufmerksamkeit dem zerstörten Lagerplatz zu. Der Reißverschluss des Zelts war kaputt, die Feuerstelle verstreut, als hätte es jemand eilig gehabt, sie zu verlassen. Er zückte seine Kamera und knipste ein Foto nach dem anderen. Wenn die Ranger ihm vorher nicht geglaubt hatten, würden sie es jetzt tun.

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Jacob konzentrierte sich auf seine Kamera und nahm jedes Detail des zerstörten Campingplatzes auf. Das zerbrochene Zelt, die zerstörte Feuerstelle – das waren alles Beweise. Dafür war er hergekommen, für Beweise. Doch dann ließ ein tiefes, röchelndes Schnaufen hinter ihm seinen Atem stocken. Er drehte sich ruckartig um, sein Herz hämmerte. Der Elch versuchte, aufzustehen.

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Wie gebannt beobachtete er, wie sich die riesige Kreatur abmühte und ihr massiver Körper vor Anstrengung zitterte. Jeder Muskel in seinem Körper zitterte unter der Anstrengung. Es stieß ein leises, schmerzhaftes Grunzen aus, sein Atem war schwer und unregelmäßig. Nach mehreren quälenden Momenten erhob es sich schließlich, leicht schwankend, aber aufrecht stehend. Jakobs Puls pochte in seinen Ohren. Warum strengte er sich so sehr an?

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Der Elch stand still, seine großen, dunklen Augen waren auf Jacobs gerichtet. In seinem Blick lag etwas Intensives, fast Dringendes. Dann, ohne Vorwarnung, machte er ein paar torkelnde Schritte auf die Bäume zu. Jacob spannte sich an, verwirrt. Der Elch drehte sich wieder zu ihm um, die Nasenlöcher blähten sich, die Ohren zuckten. Er wartete auf ihn.

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Ein seltsamer Schauer kroch Jacob den Rücken hinauf. Rief er ihn? Der Elch schwang sein Geweih in Richtung des dichten Waldes, eine langsame, bedächtige Bewegung. Dann tat er es wieder – er ging vorwärts, blieb stehen und schaute zurück. Die Erkenntnis traf ihn wie ein elektrischer Schlag. Es bewegte sich nicht nur – es wollte, dass er ihm folgte.

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Sein Atem ging stoßweise. Das war nicht Teil des Plans. Er war hierher gekommen, um zu helfen, um Beweise zu sammeln und vor Einbruch der Dunkelheit zu verschwinden. Aber der Himmel war bereits von der Dämmerung durchdrungen, und der Wald vor ihm wirkte unvorstellbar dunkel. Jetzt tiefer zu gehen, allein und unbewaffnet, fühlte sich an, als würde er direkt in eine Falle laufen.

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Aber dann sah er wieder in die Augen des Elchs. Sie waren nicht nur verzweifelt, sie hatten Angst. Irgendetwas da draußen hatte diese Kreatur verängstigt. Es bat ihn nicht nur, ihm zu folgen – es flehte ihn an. Das Gewicht dieser Erkenntnis lastete schwer auf Jakobs Brust und rührte etwas tief in ihm auf.

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Ein scharfer Windstoß rauschte in den Bäumen und ließ die Äste wie etwas Lebendiges ächzen. Jacob presste den Kiefer zusammen, denn jeder Instinkt schrie ihm zu, umzukehren. Seine Finger umklammerten die Kamera, als er einen zögerlichen Schritt vorwärts machte, um den Moment zu testen. Der Elch blieb stehen und beobachtete ihn, seine Ohren zuckten. Dann, als wäre er zufrieden, drehte er sich um und ging tiefer in den Wald hinein.

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Jacob schluckte die Angst hinunter, die in seiner Kehle aufstieg. Seine Haut kribbelte, als er seine Beine zwang, sich zu bewegen. Jeder Nerv in seinem Körper schrie danach, aufzuhören, umzukehren, solange er noch konnte. Aber seine Füße liefen weiter, angezogen von etwas, das größer war als die Logik. Er konnte es nicht ignorieren.

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Der Elch hinkte vor sich hin, sein Körper schwankte bei jedem Schritt, aber er ging weiter, entschlossen. Jacob folgte ihm vorsichtig, die Hände zu Fäusten geballt. Das schmerzhafte Grunzen der Kreatur ließ seine Brust zusammenziehen, aber er wagte nicht zu sprechen.

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Der Wald wurde um sie herum immer dichter, und die Luft war erfüllt von den Geräuschen unsichtbarer Kreaturen. Das gelegentliche Rascheln von Blättern, das ferne Knacken eines Astes – Jakob lief es kalt den Rücken herunter. Der einst vertraute Wald fühlte sich fremd an, lebendig mit unsichtbaren Augen. Bei jedem Schritt hämmerte sein Puls in seinen Ohren.

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Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, länger, als Jacob erwartet hatte. Seine Beine taten weh, und Zweifel nagten an ihm. Er schimpfte mit sich selbst, dass er einem verwundeten Tier so tief in die Wildnis gefolgt war. Er hätte abhauen sollen, zu den Rangern gehen und sie den Rest erledigen lassen sollen. Aber das hatte er nicht getan.

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Er warf einen Blick auf den Elch, der vor ihm hinkte und dessen mühsamer Atem in der kühlen Abendluft vernebelte. Er war erschöpft, aber er blieb nicht stehen. Irgendetwas drängte ihn vorwärts, etwas Dringendes. Jakob atmete heftig aus. Er konnte es jetzt nicht im Stich lassen.

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Mit gestählten Nerven ging er weiter und folgte dem langsamen, aber beharrlichen Schritt des Elchs. Das Unterholz verhedderte sich in seiner Kleidung, tiefhängende Äste zerkratzten seine Arme, aber er blieb nicht stehen. Er war so weit gekommen. Der Elch hatte ihm vertraut. Er war es ihnen beiden schuldig, die Sache durchzuziehen.

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Nach gefühlten Stunden blieb der Elch schließlich stehen. Sein massiver Körper zitterte vor Anstrengung, als er in der Nähe einer hoch aufragenden Felsformation stand, sein Atem kam in scharfen Stößen. Jakob blieb hinter dem Felsen stehen, sein Puls war unregelmäßig.

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Er machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn und spähte um den Felsen herum. Sein Atem ging stoßweise. Gleich hinter der Lichtung lag eine riesige Industrieanlage, größer als alles, was er sich vorgestellt hatte. Blendende Flutlichter erhellten das Gelände und warfen unheimliche Schatten auf die Bäume. Männer bewegten sich mit Schusswaffen und schweren Maschinen umher.

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Sein Magen drehte sich um. Er hatte ein paar illegale Holzfäller oder Eindringlinge erwartet. Aber das hier – das war eine Operation. Große Baugruben zogen sich über den Waldboden und verschwanden in der Dunkelheit. Förderbänder transportierten Fels- und Erdbrocken zu den wartenden Lastwagen. Seine Hände zitterten, als ihm das Ausmaß dessen bewusst wurde, was hier geschah.

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Jakobs Entsetzen wurde noch größer. Der Wald wurde nicht nur gestört, er wurde ausgemerzt. Die Arbeiter arbeiteten schnell und luden die Ladung mit einem Gefühl der Dringlichkeit. Das war nicht nur eine rücksichtslose Zerstörung. Es war vorsätzlich, methodisch. Er war über etwas gestolpert, das viel größer war, als er je erwartet hatte.

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Jacob verrenkte sich den Hals, um einen besseren Blick auf den Ort zu bekommen. Sein Herz klopfte, als er versuchte, jedes Detail zu erfassen. Doch als er sein Gewicht verlagerte, rutschte sein Fuß ab. Der Schlamm unter dem Felsen war glitschig, und bevor er sich fangen konnte, rutschte er aus und landete mit einem lauten Aufprall.

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Das Klirren der Maschinen verstummte. Die Flutlichter summten in der plötzlichen Stille. Jakobs Atem stockte, als er aufblickte. Die Arbeiter drehten sich zu dem Geräusch um, ihre Blicke waren misstrauisch. Einer von ihnen, ein stämmiger Mann mit einem dichten Bart, grinste. “Sieh an, sieh an”, murmelte er. “Was haben wir denn hier?”

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Jakobs Angst stieg in die Höhe, aber die Wut brannte genauso schnell wieder durch ihn hindurch. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er sich aufrichtete. “Wie konntest du das tun?” Seine Stimme zitterte, aber die Wut in ihr war unverkennbar. “Wie konntet ihr den Wald so zerstören?” Die Bergleute lachten nur, der Klang war hohl und gleichgültig.

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Zwei von ihnen bewegten sich auf ihn zu. Jakobs Muskeln verkrampften sich vor Schreck, als sie näher kamen und ihre Stiefel auf dem Boden knirschten. Sein Verstand schrie, er solle weglaufen, aber seine Beine weigerten sich, sich zu bewegen. Gerade als ihre Hände nach ihm griffen, zerriss ein tiefes, gutturales Brüllen die Luft.

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Der Elch. Er stürmte vorwärts, die Nasenlöcher blähten sich, sein massives Geweih senkte sich warnend. Die Männer kamen ins Schleudern und ihre Zuversicht schwankte. Einer von ihnen fluchte leise vor sich hin und wich zurück. Doch der Anführer drehte sich unbeeindruckt um und bellte: “Nimm das Gewehr. Sofort.”

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Jacobs Magen sackte zusammen. Sein Puls rauschte in seinen Ohren. Wenn sie den Elch erlegten, gab es nichts mehr, was ihn schützen konnte. Er versuchte zu denken, zu planen, aber Panik vernebelte seine Gedanken. Das war’s. Er war so weit gekommen, aber er würde versagen. Er würde niemals in der Lage sein, die Wahrheit zu enthüllen.

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Dann, über dem schweren Pochen seines Herzens, erhob sich ein anderes Geräusch. Bellen. Das tiefe, scharfe Bellen von Polizeihunden. Und dann – Motoren. Scheinwerfer schnitten durch die Bäume, ihre Strahlen schnitten über das dunkle Gelände. Reifen schlitterten über die Erde. Die Ranger waren hier.

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Die Arbeiter drehten sich alarmiert um. “Los!”, rief einer von ihnen und drängte sich an den anderen vorbei. Chaos brach aus. Die Männer rannten in alle Richtungen und versuchten zu entkommen. Aber es gab keinen Ausweg. Die Polizei war bereits im Anmarsch, brüllte Befehle und zog die Waffen. Die illegalen Bergleute kamen nicht weit.

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Jakob sackte auf die Knie, sein Atem kam in röchelnden Stößen. Sein Körper zitterte, weil alles auf einmal auf ihn einprasselte. Stiefel stießen gegen den Boden, und dann rief eine vertraute Stimme seinen Namen. Benommen blickte er auf, als sein bester Freund aus einem der Ranger-Autos kletterte.

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Ein ersticktes Lachen sprudelte aus Jacob heraus, als er auf die Beine gezogen wurde. Erleichterung, Dankbarkeit, Erschöpfung – all das durchflutete ihn gleichzeitig. Er stieß ein atemloses Glucksen aus und umarmte seinen Freund fest, während er sich mit der Realität seines Überlebens abfand. Der Albtraum war vorbei. Er hatte den Wald gerettet!

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In den darauffolgenden Tagen wurde der Wald auf Schäden untersucht und die Baustelle für immer geschlossen. Der illegale Bergbaubetrieb wurde aufgelöst, und Jakobs Mut blieb nicht unbemerkt. Der Stadtrat ehrte ihn mit einer Auszeichnung, ein Symbol für seinen unerschütterlichen Mut und seine Entschlossenheit. Seine Bemühungen bewiesen, dass eine Stimme etwas bewirken kann.

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Seine Geschichte verbreitete sich weit über Glendale hinaus und erregte landesweit Aufmerksamkeit. Journalisten strömten herbei, um ihn zu interviewen und die erschütternde Geschichte des einsamen Journalisten zu erzählen, der ein dunkles, tief im Wald verborgenes Geheimnis aufgedeckt hatte. Doch trotz des neu gewonnenen Beifalls blieb Jacob bescheiden – er hatte es nie für die Anerkennung getan. Er hatte es für den Wald getan.

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Eines Abends, als die Sonne hinter den Bäumen verschwand, stand Jacob am Waldrand und atmete die frische Luft ein. Der Wald flüsterte um ihn herum, wieder lebendig und blühend. Ein Rascheln im Unterholz veranlasste ihn, sich umzudrehen, und für einen flüchtigen Moment schwor er, eine vertraute Silhouette zu sehen – ein stummes Nicken des Waldes, für dessen Schutz er gekämpft hatte.

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