Ein großer Teil der heutigen Gesellschaft fährt jeden Tag mit dem Bus. Von Geschäftsleuten, die zur Arbeit pendeln, bis zu Kindern, die zur Schule gehen.
Man könnte sagen, dass die Gesellschaft auf den Schultern der großartigen Fahrer ruht, die uns von A nach B bringen.
Sie tun alles, was sie können, um uns pünktlich an unser Ziel zu bringen. Eine Situation wie diese ist sehr einzigartig.
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Um Busfahrer zu werden, muss man aus einem bestimmten Holz geschnitzt sein. Neben den normalen, ruhigen Bürgern, die man hin- und herfährt, hat man es manchmal auch mit Leuten zu tun, die laut, arrogant, schmutzig oder anderweitig lästig sind.
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Margaret hatte noch nie einen solchen Fahrgast gehabt. In den zehn Jahren, in denen sie hinter dem Steuer eines Busses saß, hat sie fast alles gesehen, was man sich vorstellen kann. Betrunkene, Bettler, sie musste schon so manchen Fahrgast aus dem Bus werfen, weil er andere belästigte.
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Sie hielt an der Bushaltestelle an. Als die Türen geöffnet wurden, sah sie einen kleinen Jungen auf der Türschwelle stehen. Der Junge zitterte auf den Beinen und es war offensichtlich, dass er geweint hatte. Der Junge blickte ängstlich zu Margaret, die ihm ein Zeichen gab, einzusteigen. Als der Junge in dem warmen Bus saß, stellte Margaret ihm eine Frage.
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Margaret hatte zwar keine eigenen Kinder, aber sie konnte sehr gut mit Kindern umgehen. Sie konnte sehen, dass der Junge Hilfe und Zuspruch brauchte. Also stellte sie die Frage mit einer Stimme voller Mitleid. Der Junge schluckte ein paar Mal, schien sich danach aber etwas wohler zu fühlen.
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Während Margaret die Frage stellte, schaute sie sich den Jungen noch einmal genau an. Es war ein kühler Morgen und der Tau lag noch auf dem Gras rund um die Bushaltestelle. An der Kleidung des Jungen gab es nicht viel zu bemerken, aber als ihr Blick weiter nach unten wanderte, stellte sie fest, dass ihm etwas fehlte.
Dieses Detail war für Margaret sehr beunruhigend.
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Margaret sah, dass der Junge keine Schuhe anhatte. Er hatte nicht einmal Socken an. Er war barfuß, in der Kälte, und wartete auf den Bus. Das war etwas, was Margaret noch nie erlebt hatte. Sie konnte sich keinen guten Grund vorstellen, warum der Junge so an der Bushaltestelle wartete. Außerdem schien der Junge sehr verängstigt zu sein.
Irgendetwas stimmte hier nicht…
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Der Junge schien zu zögern. Er antwortete nicht sofort auf Margarets Frage, sondern starrte eine Zeit lang auf seine nackten Füße. Margaret wartete geduldig. Sie hatte das Gefühl, dass der Junge in Schwierigkeiten stecken könnte. Der Bus war zu früh an dieser Haltestelle angekommen, so dass Margaret sich Zeit lassen konnte, ohne dass sich die anderen Fahrgäste verspäteten.
Der Junge sah Margaret an, die sehr neugierig auf die Geschichte des Jungen geworden war..
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Der Junge biss auf seine zitternde Lippe. Man sah ihm an, dass er etwas durchgemacht hatte. Margaret war sehr neugierig, warum das Kind barfuß an der Bushaltestelle gestanden hatte. Sie beugte sich etwas näher zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Kann ich dir irgendwie helfen, Junge?”, flüsterte sie beruhigend.
Der Junge wusste, dass er bei Margaret in Sicherheit war. Er beschloss, ihr seine Geschichte zu erzählen.
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Der Junge erzählte, dass er an diesem Morgen in seinem Vorgarten gespielt hatte, als plötzlich ein Kaninchen vorbeihoppelte. Da er noch nie ein Kaninchen in freier Wildbahn gesehen hatte, rannte der Junge ihm hinterher. Er war sehr neugierig, wohin das Tier ihn führen würde.
Dann geschah das Unglück..
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Der Junge verlor das Kaninchen nach einer Weile. Das Tier war hinter einem Baum verschwunden und der Junge konnte es nirgends finden. Als der Junge sich umschaute, sah er, dass er in einem Wald gelandet war. Er beschloss, wieder nach Hause zu gehen, merkte aber schnell, dass er sich verlaufen hatte.
Der kleine Junge lief verwirrt und verängstigt umher und wusste nicht, wie er wieder nach Hause kommen sollte.
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Dann sah der Junge die Bushaltestelle. Der aufgeweckte Junge erkannte, dass ein Bus vorbeifahren würde, wenn er dort stehen bliebe. Er würde einsteigen können und den Weg nach Hause finden. Das war natürlich sehr aufregend. Es dauerte eine ganze Weile, bis endlich ein Bus auftauchte. Margaret hatte schließlich vor ihm angehalten, was den Jungen sehr erleichterte.
Die Geschichte schien ein glückliches Ende zu haben, aber etwas nagte an Margaret. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr überein.
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Nachdem der Junge zu Ende erzählt hatte, fühlte sich Margaret ein wenig besser. Der Junge war einfach nur verloren. Er war klug genug gewesen, an der Bushaltestelle zu warten, bis ein Bus auftauchte. Es hätte viel schlimmer sein können: Der Junge hätte ausgesetzt oder entführt werden können. Er hatte barfuß in seinem Garten gespielt, bis er von dem vorbeilaufenden Kaninchen abgelenkt wurde.
Trotzdem hatte die Geschichte des Jungen etwas an sich, das Margaret eine Gänsehaut bereitete.
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Der Junge war vielleicht nicht zurückgelassen oder entführt worden, aber er war immer noch weit von zu Hause entfernt. Irgendwo in der Stadt würde inzwischen ein besorgtes Elternteil bemerkt haben, dass ihr Kind vom Hof verschwunden war. Margaret konnte nicht umhin, sich vorzustellen, wie sich diese Mutter oder dieser Vater jetzt fühlen mussten. Es gab nur ein großes Problem… Margaret war noch bei der Arbeit und der Bus war voll mit Fahrgästen, die pünktlich zur Arbeit kommen mussten.
Dann traf Margaret eine sehr außergewöhnliche Entscheidung.
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Margaret rief ihren Chef über das eingebaute Radio an und teilte ihm mit, dass sie sich den Rest des Vormittags freinehmen würde. Nachdem sie dies mitgeteilt hatte, stand sie auf und wandte sich an die Fahrgäste. Sie sagte ihnen, dass es für sie zwar sehr beunruhigend sei, dass aber die sichere Heimkehr des Jungen jetzt ihre Priorität sei. Die Passagiere verstanden dies und stiegen aus, ohne allzu viel Ärger zu machen.
Jetzt, da Margaret nicht mehr an ihre Route gebunden war, konnte sie sich ganz auf den Jungen konzentrieren. Leider hatte sie nicht mit dem Problem gerechnet, das sich dann ergab.
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Es stellte sich heraus, dass der Junge seine Adresse nicht kannte. Er konnte auch sein Haus nicht gut beschreiben. Alles, was er wusste, waren sein Name und sein Alter. Margaret war sich sicher, dass sein Haus hier irgendwo in der Nähe sein musste, ein Junge in seinem Alter konnte nicht zehn Meilen zu Fuß gehen, aber das war es auch schon.
Wie um alles in der Welt sollte sie sein Haus finden?
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Eine von Margarets Ideen war, die sozialen Medien zu nutzen. Sie erwog, ein Foto des Jungen ins Internet zu stellen, in der Hoffnung, dass seine Eltern das Foto sehen würden. Aber das hatte auch eine Kehrseite. Was, wenn Leute mit schlechten Absichten reagierten? Oder wenn die Eltern wütend wurden, weil Margaret ein Foto ihres Kindes ohne Erlaubnis ins Internet gestellt hatte? Nein, sie sollte sich nach einer Alternative umsehen.
Aber zuerst musste Margaret sich um etwas anderes kümmern.
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Margaret hörte ein Grunzen. Als sie zur Seite schaute, sah sie den Jungen, der sich mit der Hand den Bauch rieb. Margaret fragte den Jungen, ob er schon gefrühstückt habe, woraufhin der Junge zu verstehen gab, dass er mit leerem Magen hinter dem Kaninchen hergelaufen sei. Der arme Junge war am Verhungern. Margaret beschloss, zur nächstgelegenen Fast-Food-Kette zu fahren, wo sie ihm ein Kindergericht bestellte. Der Junge stürzte sich eifrig auf das kalorienreiche Essen. Nachdem er sich satt gegessen hatte, gingen sie gemeinsam zum Bus zurück.
Während der Zwischenlandung beschloss Margaret, dass sie dieses Problem nicht allein lösen konnte. Neugierig, wessen Hilfe sie in Anspruch nahm? Lies schnell weiter!
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Der nächste Halt war die Polizeiwache. Der kleine Junge schien sich vor diesem Ort, der voller Polizeibeamter war, sehr zu fürchten. Er war schon so lange von zu Hause weg, dass er jetzt sehr aufgeregt war. Er wollte zurück zu seiner Mutter und seinem Vater. Margaret beruhigte den Jungen. Die Polizei würde ihm helfen, seine Eltern zu finden. Sie würden sich inzwischen große Sorgen machen und ihn genauso vermissen wie er sie.
Das schien den Jungen zu beruhigen. Margaret war froh, dass die Suche fast vorbei war.
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Der diensthabende Beamte hörte dem Jungen aufmerksam zu. Margaret fügte hier und da seine Geschichte hinzu. Der Beamte fragte, ob der Junge einen Keks wolle. Er sagte ja. Der Beamte stand auf und gab Margaret ein Zeichen, ihm zu folgen. Auf dem Weg zur Cafeteria bedankte er sich bei dem barmherzigen Samariter.
Der Beamte versicherte Margaret, dass sie wieder an ihre Arbeit gehen und den Jungen der Polizei überlassen könne. Aber zuerst müsse ihre Aussage aufgenommen werden.
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Der Beamte sagte Margaret, dass sein Vorgesetzter ihre Aussage aufnehmen würde. Sie wurde in einen separaten Raum gebracht, mit einer Tasse Tee versorgt und musste dort auf den Vorgesetzten warten. Das gefiel Margaret nicht, denn der Junge war nun ganz allein in dem anderen Raum. Sie hoffte, dass die Aufnahme dieser Aussage nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, so dass sie schnell zu dem armen Jungen zurückkehren konnte.
Leider verlief es nicht wie geplant…
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Der Beamte öffnete wieder die Tür zum Zimmer und sagte Margaret, dass sein Vorgesetzter leider mit einem anderen Fall beschäftigt sei, so dass es eine Weile dauern könne. Er fragte, ob er etwas für sie tun könne. Ziemlich verärgert verlangte Margaret, wieder zu dem Jungen gebracht zu werden.
Der diensthabende Beamte war über diese Bitte schockiert. Es schien, als wolle er etwas verbergen. Margarets Fantasie spielte verrückt. Gab es einen Grund, warum sie getrennt wurden?
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Dann erzählt ihr der Polizist, dass er völlig vergessen hatte, dem Jungen den Keks zu bringen. Er war so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass er sein Versprechen völlig vergaß. Natürlich durfte Margaret zu dem Jungen zurückgehen. Sie gingen zu dem Zimmer, in dem der Junge wartete. Diesmal hatte der Polizist den Keks nicht vergessen.
Zum Glück tauchte auch der Aufseher schnell auf.
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Die Aufsichtsperson bedankte sich bei Margaret und dem Jungen fürs Warten. Sie gab dem Beamten klare Anweisungen: Er sollte das Alter, den Namen und die Beschreibung des Jungen an alle Polizeidienststellen in der Stadt weitergeben. Währenddessen nahm sie Margarets Aussage auf.
Es dauerte nicht lange, bis sie eine Antwort von einer nahe gelegenen Polizeistation erhielten. Vermutlich hatten sich die Eltern des Jungen dort gemeldet. Zum Glück wurde die Beschreibung rechtzeitig verbreitet!
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Der Junge würde noch vor Beginn von Margarets Nachmittagsschicht wieder mit seinen Eltern vereint sein! Das war ein großes Glück für sie, denn sie hatte nur die Morgenschicht gestrichen. Am Nachmittag würde sie wieder ihre Routen fahren müssen. Margaret holte eine Bürste hervor und sorgte dafür, dass das Haar des Jungen ordentlich aussah. Sie wollte nicht, dass sich seine Eltern noch mehr Sorgen machten, wenn sie ihn wiedersahen.
Kurze Zeit später stürmten die Eltern ins Büro. Sie hatten den ganzen Morgen nach ihm gesucht. Keiner von ihnen wusste, dass diese Geschichte einmal zu Ende gehen würde..
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Die Eltern des Jungen waren sehr froh, ihren Sohn wieder zu haben. Der Junge erklärte, was passiert war, und wurde von seiner Mutter in den Arm genommen. Sein Vater schaute anerkennend zu, als er erzählte, wie klug und mutig er gewesen war. Die beiden überglücklichen Eltern waren Margaret sehr dankbar. Sie wussten nicht, wie sie ihr danken sollten. Margaret lachte. Für sie war es Belohnung genug, die drei wieder vereint zu sehen.
Dann geschah etwas, womit keiner von ihnen gerechnet hatte..
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Gerade als Margaret und die wiedervereinigte Familie hinausgehen wollten, wurden sie von dem Beamten aufgehalten. Alle vier waren sehr verwirrt. Hatte diese Geschichte immer noch einen Schwanz? Warum durften sie nicht gehen? Der Beamte erklärte, dass die Polizei in solchen Situationen verpflichtet sei, den Kinderschutz einzuschalten. Obwohl der Junge wohlbehalten aufgefunden wurde, musste geprüft werden, ob es sich um Fahrlässigkeit handelte.
Alle Beteiligten mussten mit einem Sozialarbeiter sprechen, und zwar getrennt voneinander. Die Sozialarbeiterin kam, um eine Notfalleinschätzung vorzunehmen. Was würde sie feststellen?
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Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Sozialarbeiterin endlich das Büro betrat. Beide Elternteile, Margaret und der Sohn, waren inzwischen völlig erschöpft. Es war ein harter Morgen gewesen. Zögernd gingen sie das Standardverfahren durch. Nach vier Einzelgesprächen kam die Sozialarbeiterin zu dem Schluss, dass keine grobe Fahrlässigkeit vorlag und dass sie alle gehen durften.
Margaret hatte nur eine große Sorge..
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Durch die unerwartete Notfalleinschätzung des Jugendamtes war es so spät geworden, dass Margaret ihre Nachmittagsschicht nicht mehr pünktlich beginnen konnte. Sie befürchtete, dass ihr Chef sehr verärgert sein würde, weil sie bereits ihre Frühschicht abgesagt hatte. Glücklicherweise waren die Beamten bereit, ihren Chef anzurufen und ihm die Situation zu erklären. Ihr Chef verstand die Situation und gab ihr den ganzen Tag frei.
Die Eltern des Jungen schenkten Margaret den größten Blumenstrauß, den sie je gesehen hatte.
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Der Junge umarmte Margaret ganz herzlich. Alles ging gut aus und alle waren glücklich. Margaret versprach, in Kontakt zu bleiben, und tauschte mit den Eltern die Kontaktdaten aus. Der Busfahrer wurde auf der Arbeit als Held gefeiert und zu mehreren Vorstellungsgesprächen eingeladen.
Margaret und der kleine Junge, Spencer, kehren immer noch einmal im Jahr in das Fast-Food-Restaurant zurück, in dem sie an diesem Tag gegessen haben.